15.02.2017 10:34

MDAX mit dem 637. Allzeithoch: Keine Bange vor dem Gipfelsturm

Während der DAX noch knapp 5% unter seinem Rekord aus dem April 2015 notiert, hat der MDAX gestern schon wieder ein neues Allzeithoch erklommen – das elfte in diesem noch jungen Jahr. Und dennoch keine Spur von Euphorie. Lieber mal ein bisschen was verkaufen, die jetzt aber wirklich überfällige Korrektur (oder alternativ den großen Crash) abwarten und dann auf ermäßigtem Niveau wieder kräftig aufstocken, denkt sich so mancher Anleger. Doch die Historie seit 1988 lehrt: Der MDAX belohnt Geduld und Nervenstärke.

Während der DAX noch knapp 5% unter seinem Rekord aus dem April 2015 notiert, hat der MDAX gestern schon wieder ein neues Allzeithoch erklommen – das elfte in diesem noch jungen Jahr und das 637. in der bis Anfang 1988 zurückreichenden Historie des Frankfurter Aktienbarometers. Seit dem Start vor 29 Jahren hat sich der mit den 50 größten deutschen Firmen unterhalb der DAX-Liga bestückte Index nun also verdreiundzwanzigfacht und damit mehr als doppelt so gut abgeschnitten wie sein „großer Bruder“.

Kommt jetzt der Knall? Oder geht die Rally erst los?

Und dennoch keine Spur von Euphorie. Jetzt noch einsteigen oder nachlegen? Viel zu riskant! Lieber mal ein bisschen was verkaufen, die jetzt aber wirklich überfällige Korrektur (oder alternativ den großen Crash) abwarten und dann auf ermäßigtem Niveau wieder kräftig aufstocken – denkt sich so mancher Anleger. Und möglicherweise sind wir ja wirklich in derselben Situation wie im Frühjahr 2015. Damals hatte der MDAX ebenfalls Rekorde in Serie markiert und war weit über die 20.000 Punkte-Marke geschnellt, nur um hernach bis auf 17.500 Zähler abzurutschen. Oder vielleicht kommt’s sogar so schlimm wie im Sommer 2007, als auch Hoch auf Hoch gefolgt war. Eineinhalb Jahre später lag der Index dann mehr als 65% unter Wasser.

Genauso wenig dürfen wir allerdings ausschließen, dass die jüngste Rally erst der Anfang einer längeren Rekordjagd ist, wie wir sie etwa 1989/90, 1997, 2005/06 oder 2013 gesehen haben. Es weiß halt niemand, was die Zukunft bringt. Das einzige, was wir hingegen mit absoluter Sicherheit sagen können: Wer sich in der Vergangenheit auf einem Allzeit-Hoch vom MDAX verabschiedet hat, brauchte schon verdammt viel Glück beim Wiedereinstieg, um dem Index nicht hinterher zu hinken – während Geduld früher oder später immer belohnt wurde.

Der MDAX belohnt gedultige Anleger mit guten Nerven

In einigen Marktphasen brauchte man wirklich gute Nerven. Fünfmal gingen bis zum nächsten Allzeithoch mehr als zwölf Monate ins Land – und sowohl während der Finanzkrise als auch in den heutzutage gern verklärten 1990ern mussten Anleger fünf Jahre auf einen neuen Rekord warten. Doch danach ging’s jeweils umso stärker nach oben.

Also, keine Angst vor dem Gipfelsturm! Solange Sie nicht gerade Geld für ein funkelndes Last-Minute-Geschenk zum Valentinstag locker machen müssen, gibt es keinen Grund, jetzt aus dem MDAX auszusteigen. Stattdessen einfach engagiert bleiben und wie ein Bergsteiger Disziplin wahren. Das gilt auch, wenn Sie Ihre MDAX-Position für zu klein halten: Bloß nicht gierig werden und jetzt mit aller Macht einen Einstieg suchen, sondern lieber zu fixen monatlichen oder quartalsweisen Terminen einen bestimmten Betrag in ETF-Anteile oder Index-Zertifikate stecken – oder gleich einen Sparplan auf die 2. Börsen-Bundesliga installieren!

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Offenlegung von Interessenskonflikten: Der Autor hält direkt oder mittelbar Positionen in Finanzprodukten auf den MDAX sowie in Aktien, die im MDAX enthalten sind. Der Autor beabsichtigt nicht, innerhalb von 36 Stunden nach Veröffentlichung der Kolumne direkt oder mittelbar Transaktionen in Finanzprodukten auf den MDAX zu tätigen.

Christian W. Röhl ist Unternehmer, Kapitalmarkt-Stratege – und Investor, der sein eigenes Vermögen verwaltet. Einblicke in seinen Investment-Alltag gibt der Autor des manager magazin-Bestsellers "Cool bleiben und Dividenden kassieren" auf seinem Blog DividendenAdel sowie in Vorträgen und Workshops.

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