24.03.2017 15:00
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Konjunktur monthly: Deutschland

Die deutsche Volkswirtschaft dürfte im vergangenen Jahr mit einer Rate von 1,8 % gewachsen sein, in diesem Jahr rechnen wir weiterhin mit einer Rate von 1,6 % (arbeitstagebereinigt: 1,8 %). Die politischen Risiken in der Eurozone erscheinen gegenwärtig beherrschbar, während weltweit die Risiken (Protektionismus initiiert durch die Trump-Administration, Brexit etc.) hoch bleiben.

Aufschwung hält in 2017 weiter an
Im vergangenen Jahr ist die deutsche Wirtschaft um knapp 1,8 % gewachsen. Das vierte Quartal war mit 0,4 % vergleichsweise stark. Erfreulich ist vor allem die deutliche Wiederbelebung der Investitionen zu Jahresende. Der Außenhandel hingegen drückte in der gesamten zweiten Jahreshälfte auf das Wachstum. Das Wechselkursumfeld bleibt aber aufgrund der divergierenden Geldpolitik in den USA und im Euroraum weiterhin günstig. Gleichzeitig ist die Weltkonjunktur derzeit auf einem beeindruckenden Wachstumspfad (siehe Editorial), was für eine starke Entwicklung beim Export spricht. Für mehr Schwung bei den Investitionen sprechen darüber hinaus diverse Stimmungs- und Erwartungsindikatoren. Der PMI im Industriesektor liegt mit 56,8 Punkten gegenwärtig auf dem höchsten Niveau seit 2011, der ifo-Geschäftsklimaindex ist mit einem Wert von 111 auf einem sehr hohen Niveau und auch der ZEW-Index ist derzeit auf dem höchsten Niveau seit langem. Diese Entwicklung dürfte bereits einen Teil der großen Dynamik zum Ende des Jahres erklärt haben und bildet eine gute Basis für Anstiege bei der Investitionstätigkeit in diesem Jahr. Die Geldpolitik bleibt expansiv und die Unternehmen können sich weiter günstig refinanzieren. Allerdings verharrt auch politische Unsicherheit auf einem hohen Niveau. Zwar konnte die erste Hürde in Form eines erfreulichen Ergebnisses der Niederlande-Wahl erfolgreich gemeistert werden, mit den anstehenden Brexit-Verhandlungen, den mit Spannung erwarteten Wahlen in Frankreich und gegebenenfalls Neuwahlen in Italien stehen aber in Europa weitere Ereignisse auf dem Kalender, die aufgrund ihrer politischen Sprengkraft auch das Potential haben, das ökonomische Umfeld zu stören. Daher rechnen wir zwar mit Zuwächsen bei den Investitionen, die letzten Bremsen werden aber nicht gelöst. Entscheidende Stütze wird in diesem Jahr wohl wieder der Konsum bleiben. Mit stabilen Lohnerhöhungen, weiter steigender Beschäftigung und einer guten Stimmung bei den Konsumenten (siehe Grafik rechts) sollte es bei den privaten Konsumausgaben weiter dynamisch zugehen. Insgesamt rechnen wir – aufgrund des Arbeitstageeffekts in diesem Jahr – mit einem etwas schwächeren Wachstum als im Vorjahr, nämlich mit 1,6  %.

Arbeitslosigkeit und Inflation: Kein Grund zur Sorge

Die Inflationsrate ist im Februar in Deutschland noch einmal angestiegen und liegt derzeit bei 2,2 % YoY. Der Grund für den Anstieg ist weiterhin der – im Vergleich zu vor einem Jahr – deutlich gestiegene Ölpreis. Dass darüber hinaus kein außergewöhnlich hoher Druck auf der Preisentwicklung lastet, zeigt die Kerninflationsrate. Trotz der sich weiterhin verbessernden Lage am Arbeitsmarkt – die Arbeitslosenquote sank im Januar diesen Jahres zum ersten Mal seit den 1980er Jahren unter 6 % – ist die Kerninflationsrate in Deutschland stabil und schwankt wie in den letzten Jahren zwischen 1 und 1,5 %. Die Rufe nach der EZB, aufgrund des kurzfristigen Überschießens der Inflationsrate über das 2 %-Ziel, die Geldpolitik zu straffen sind daher größtenteils ohne Grundlage. Darüber hinaus zeigt die Erfahrung aus den USA, dass in der Welt nach der Finanzkrise durchaus deutliche Verschiebungen auf dem Arbeitsmarkt möglich sind, ohne dass dies notwendigerweise große Effekte auf die Preisentwicklung haben muss.
Die politischen Risiken für die Eurozone scheinen sich in den letzten Wochen etwas abgemildert zu haben. Mit der Wahlschlappe für Geert Wilders ergibt sich keinerlei Rückenwind für Marine Le Pen bei den Wahlen im April/Mai und mit Emmanuel Macron scheint sich in Frankreich ein eindeutiger Favorit auf die Präsidentschaft herauszubilden. Auch wenn das Niveau an Unsicherheit in der Eurozone groß bleibt, dürfte diese in diesem Jahr kein größeres Wachstumshemmnis darstellen. Größere Risiken lauern dagegen bei einer Konfrontation der Europäischen Union mit den USA, wenn diese ihre Androhungen protektionistischer Maßnahmen wahr machen sollten.

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