Zinsen weekly: Abbruch der Jamaika-Sondierungen lässt Rentenmärkte kalt
Die Sondierungsgespräche über eine Jamaika-Koalition als neue deutsche Bundesregierung sind gescheitert. Da die SPD einer Großen Koalition weiterhin eine Absage erteilt und Angela Merkel keine Minderheitsregierung anstrebt, scheint alles auf Neuwahlen in Deutschland hinauszulaufen. Diese sind allerdings über eine gescheiterte Kanzlerwahl nur über Umwege zu erreichen. Die Phase der politischen Unsicherheit dürfte sich damit noch für eine längere Zeit hinziehen, die grundsätzliche Stabilität Deutschlands ist aber nicht in Frage gestellt. Das sehen anscheinend auch die Rentenmärkte so, denn diese haben kaum auf den Abbruch der Gespräche reagiert. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihen ist leicht gesunken auf aktuell 0,36 %, die Rendite der zweijährigen liegt etwas höher bei -0,70 %. Wesentlich mehr Dynamik ist bei den amerikanischen Kurzläufern zu beobachten, deren Verzinsung in den letzten Wochen stetig weiter nach oben geklettert ist, so dass sie sich kurzfristig an die Marke von 1,80 % herangepirscht hat. Am langen Ende der US-Zinsen ist dagegen kaum Bewegung zu erkennen, so dass sich die Zinskurve seit Jahresende 2016 vom kurzen Ende her immer weiter abgeflacht hat. Aktuell beträgt der Zinsabstand zwischen der zwei- und zehnjährigen Laufzeit nur noch rund 60 Basispunkte. Zum Vergleich: Zum Jahresende 2016 waren es 136 Basispunkte. Damit spiegelt sich der Zinserhöhungskurs der Fed immer stärker in den zweijährigen US-Zinsen wider, während die zehnjährigen Renditen die gute konjunkturelle Entwicklung in den USA kaum aufnehmen. Derzeit steigen die Renditen der zweijährigen Treasuries in Erwartung der nächsten Zinsanhebung der Fed am 12./13. Dezember für die Zielspanne der Fed Funds Rate auf dann 1,25 bis 1,50 %.
Die Datenveröffentlichungen waren diese Woche eher spärlich gesät. Erwähnenswert sind auf US-Seite die Auftragseingänge langlebiger Wirtschaftsgüter (inklusive der volatilen Transportgüter) für Oktober, die entgegen den Erwartungen spürbar gegenüber dem Vormonat abgesackt sind. Die Minutes der letzten Fed-Zinssitzung von Ende Oktober/Anfang November bestätigen die bisherige Einschätzung der Notenbanker, dass mittelfristig die Inflationsrate anziehen dürfte. Auf europäischer Seite zeigen die deutschen BIP-Zahlen für Q3 eine starke Außenwirtschaft, während der Konsum leicht rückläufig war. Die Einkaufsmanagerindizes für das Verarbeitende Gewerbe und den Dienstleistungssektor präsentierten sich in der Eurozone nochmals stärker (60,0 bzw. 56,2 Punkte). In den USA ist die Handelswoche zudem frühzeitig beendet, denn am heutigen Donnerstag (23.11.) ist Thanksgiving, darauf folgt der „Black Friday“, der eine erste Indikation für das Weihnachtsgeschäft in den USA liefert. Am Freitag (24.11.) kommt noch der wichtige Ifo Geschäftsklimaindex für Deutschland. Dieser hatte im Vormonat ein neues Allzeithoch mit 116,7 Punkten erreicht und dürfte sein hohes Niveau voraussichtlich annähernd halten. In den USA ist der ISM-Index für das Verarbeitende Gewerbe (1.12.) entscheidend.
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