01.07.2016 14:53
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Zinsen weekly: Bund-Renditen nach Brexit-Votum weiter im roten Bereich

Mit der Entscheidung der britischen Bevölkerung dem Austritt aus der EU zuzustimmen, hat sich ein großes politisches Risiko aufgebaut. An den Kapitalmärkten hat das Votum Schockwellen und starke Risk-off Bewegungen ausgelöst. Seit Dienstag hat sich der Markt allerdings von den turbulenten Tagen nach dem Brexit-Votum erholt. Insbesondere die Aktien- und Rohstoffmärkte legten kräftig zu. Die Renditen auf 10-jährige US-Anleihen stiegen im Vorwochenvergleich von 1,43% auf 1,50%, während die Renditen auf 10-jährige Bunds mit aktuell -0,013% trotz des zunehmenden Risikoappetits nur geringfügig zulegten. Am stärksten profitierten die Anleihen der Peripherie-Staaten von der Stimmungsaufhellung. Deren Risiko-Spreads engten sich seit Freitag um 20 bp bis 40 bp ein und erreicht damit schon fast wieder das Vor-Brexit-Niveau.

Der EU-Gipfel, welcher am Dienstag in Brüssel stattfand, kam nicht zu einem klaren Brexit Fahrplan für die kommenden Monate. Während die EU-Vertreter auf eine schnelle Lösung drängen und „Rosinenpickerei“ (Merkel) ausschließen wollen, nimmt sich Großbritannien mehr Zeit. Die EZB erwartet für den Euroraum, dass das Wachstum im Zeitraum von drei Jahren um bis zu 0,5%-Punkte niedriger ausfallen wird als zuvor angenommen. Eine Rezession in Großbritannien hätte sofortige Auswirkungen auf den Euroraum. In Großbritannien ist im zweiten Halbjahr 2016 mit einem spürbaren Rückgang des BIP-Wachstums zu rechnen. Im Jahr 2017 erwarten wir eine Rezession für Großbritannien. Dies hat auch für Deutschland wirtschaftliche Folgen. Die Fed signalisierte bereits, dass sich der Konjunkturausblick in den USA eintrüben könnte. Daher erwarten wir nunmehr erst Ende 2017 den nächsten Zinsschritt. Daran werden auch die jüngsten Konsumentendaten aus den USA nichts ändern. Die US-Amerikaner waren in den vergangenen Monaten etwas ausgabenfreudiger als erwartet.

In Spanien konnte die eurokritische Linkspartei Podemos nicht von dem Brexit-Votum profitieren und wurde lediglich drittstärkste Fraktion. Die regierenden Konservativen legten im Vergleich zur Wahl im vergangenen Dezember zu. Ernüchternd ist, dass sich erneut keine klaren Mehrheitsverhältnisse gebildet haben. Die Bildung einer stabilen Regierung könnte sich noch Monate hinziehen.

Die Märkte scheinen allmählich wieder zur Tagesordnung zurückzukehren, womit auch wieder Fundamentaldaten in den Vordergrund rücken. Jedoch ist die politische Unsicherheit nach wie vor sehr groß (siehe Kommentar auf Seite 1). In den kommenden Tagen ist daher mit weiteren Kursausschlägen zu rechnen, die erneut zu Schockwellen und starken Risk-off Bewegungen führen könnten. Die EZB hat Handlungsbereitschaft signalisiert, die Märkte gegebenenfalls mit zusätzlicher Liquidität zu unterstützen. Dies spricht dafür, dass der Abwärtsdruck auf die langfristigen Renditen anhalten wird.


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Quelle

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