Zinsen weekly: EZB will Wirksamkeit ihrer bisherigen Maßnahmen abwarten
Vor der EZB-Zinsentscheidung und der wichtigen Veröffentlichung des US-Arbeitsmarktberichts für Mai haben sich die Renditen von Treasuries und Bundesanleihen kaum von der Stelle gerührt. Zumindest der Arbeitsmarktbericht könnte jedoch richtungsweisend für die Zinsentwicklung in den kommenden Wochen sein. Die Fed dürfte in Abhängigkeit von den Arbeitsmarktdaten ihre Entscheidung fällen, im Juni oder Juli die Leitzinsen erneut anzuheben oder noch weitere Konjunkturindikatoren abzuwarten. Janet Yellen, die Fed-Präsidentin, hatte in ihrer letzten Rede durchaus die Möglichkeit einer Zinserhöhung in den nächsten Monaten betont. Beim Stellenaufbau außerhalb der Landwirtschaft rechnen die Marktteilnehmer mit einem Plus von 160 Tsd. Stellen, also in einer Größenordnung wie beim letzten Mal. Kommt es dazu, könnte man von einer spürbaren Temporeduzierung beim Beschäftigungszuwachs im Vergleich zu den Vormonaten sprechen. Nichtsdestotrotz wären damit seit Jahresanfang im Durchschnitt pro Monat knapp unter 200 Tsd. neue Stellen geschaffen worden – ein Wert, mit dem die US-Notenbank zufrieden sein sollte und der einer Anhebung der Leitzinsen demnächst nicht entgegenstehen sollte. Zumal es weitere Argumente für einen solchen Schritt gibt. So spricht der zuletzt zu beobachtende Ölpreisanstieg für wieder anziehende Inflationsraten und die Datenveröffentlichungen deuten auf eine Wachstumsbelebung in den USA im zweiten Quartal hin. So konnte der ISM-Index für das Verarbeitende Gewerbe entgegen der Erwartungen zulegen und sich auf diese Weise wieder deutlicher in den Expansionsbereich vorarbeiten. Auch das Verbrauchervertrauen der Universität Michigan ist im Mai gestiegen und befindet sich auf hohen Niveaus. Die Konsumentenstimmung des Conference Board zeigt eine ähnlich positive Entwicklung – trotz des letzten Rückgangs. Nur der Chicago Einkaufsmanagerindex ist zuletzt wieder unter die Expansionsschwelle von 50 Punkten gefallen.
Die EZB hat wie erwartet auf ihrer Zinssitzung am 2. Juni keine neuen Maßnahmen beschlossen. Die Käufe von Unternehmensanleihen sollen ab dem 8. Juni starten, und das erste Geschäft im Rahmen der zweiten Runde gezielter Langfristtender wird ab dem 22. Juni durchgeführt. Nach dem guten Wachstum im ersten Quartal erwarten die Notenbanker eine Fortsetzung der Konjunkturerholung, allerdings dürfte die Expansionsrate im zweiten Quartal aller Wahrscheinlichkeit nach niedriger ausfallen. Entsprechend wurde die BIP-Prognose für das Gesamtjahr 2016 nach oben angepasst (1,6%). Für 2017 und 2018 liegt sie unverändert bei 1,7%. Die Inflationsprognose ist mit 0,2% für 2016 leicht angehoben worden, die für 2017 und 2018 mit 1,3 und 1,6% nicht. Wichtigste Botschaft der EZB: Die Notenbank will erst einmal die bisher beschlossenen Maßnahmen implementieren und ihre Wirksamkeit abwarten, bevor sie möglicherweise neue geldpolitische Lockerungsschritte beschließt. Keine Entscheidung gab es zu einer Ausnahmeregelung für griechische Staatsanleihen, sie im Rahmen des Anleiheankaufprogramms zu erwerben – trotz eines nicht ausreichenden Ratings. Doch die EZB will dazu noch weitere politische Entscheidungen abwarten.Hier können Sie das "Wochenbarometer" mit aktuellen News zu den Kapitalmärkten und weitere Research-Publikationen herunterladen.