02.12.2016 07:00
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Zinsen weekly: OPEC-bedingter Ölpreisanstieg weckt Inflationsfantasie. Spannung vor der EZB-Sitzung

In dieser Woche sah es lange Zeit danach aus, als würde es bei den Renditen kaum eine Veränderung im Vergleich zum letzten Donnerstag geben. Die Investoren warteten offenbar auf die für Mittwochnachmittag angesetzte Veröffentlichung der Entscheidung über die vor zwei Monaten angekündigte Förderkürzung seitens der OPEC-Länder. So bewegten sich die Renditen auf 10-jährige US-Anleihen bis zum Mittwochmorgen seitwärts um 2,34%, ehe sie nach Bekanntwerden der Einigung einen Sprung auf 2,38% machten. 10-jährige Bund-Renditen setzten ihren Abwärtstrend seit dem Hoch von 0,38% nach der Trumpwahl zunächst fort, stiegen dann allerdings auf 0,28% an.

Eine Woche vor der EZB-Sitzung nimmt der Handlungsdruck auf die Währungshüter spürbar zu, denn die Verknappung von Anleihematerial scheint zu einem Problem zu werden. So erreichten in der letzten Woche zweijährige Bundesanleihen (Schatz) einen Renditetiefpunkt von -0,78%, Kurzfristige – gerade zweijährige – Bundesanleihen gehören zu den beliebtesten Sicherheiten bei kurzfristigen Kredit- und insbesondere Repogeschäften. Der deutliche Rückgang der Renditen deutet daher auf eine sich immer weiter verschärfende Knappheit von gutem Collateral hin, was Geschäfte auf dem Interbankenmarkt deutlich erschwert. Auch deshalb blicken viele Marktteilnehmer der EZB-Sitzung ungeduldig entgegen: Nicht nur rechnen Sie mit einer Entscheidung über eine Verlängerung des QE-Programms mit gleichbleibendem Volumen von 80 Mrd. Euro pro Monat über den März 2017 hinaus, sondern auch mit einer Entscheidung darüber, wie die EZB ihr Programm in den besonders knappen Marktsegmenten weiter führen wird.

Die politischen Entscheidungen in Österreich (Präsidentschaftswahl) und vor allem in Italien (Verfassungsreferendum), die beide am 4.12. stattfinden, haben das Potenzial, die Märkte deutlich zu beunruhigen. In Italien droht der als Reformer geltende Renzi mit seinem Vorhaben einer Verfassungsänderung zu scheitern. Zweifelsohne wäre dies ein Rückschlag für die Regierung des krisengeschüttelten Landes. Ein sofortiger Rücktritt des Premierministers im Falle einer Niederlage scheint aber aktuell nicht mehr im Raum zu stehen, jedenfalls wurden diesbezügliche Berichte in den letzten Wochen von Regierungsoffiziellen dementiert. Angesichts des fragilen italienischen Bankensektors, der sich derzeit um privates Kapital bemüht, malen einige Marktbeobachter jedoch die nächste Bankenkrise an die Wand. So weit gehen wir nicht, rechnen im Falle einer Niederlage Renzis aber mit kurzfristigen Turbulenzen an den Rentenmärkten und deutlichen Spreadausweitungen. Schließlich ist auch auf die US-Arbeitsmarktdaten (2.12.) zu achten, da sie vermutlich die letzte Bestätigung liefern werden, dass die Fed am 14.12. den Leitzins anhebt.

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