Zinsen weekly: Überraschender Ausgang der EZB-Sitzung beflügelt Renditen.
Die EZB hat entgegen den Erwartungen der meisten Analysten das monatliche Anleiheankaufvolumen von 80 Mrd. Euro auf 60 Mrd. Euro ab April 2017 angekündigt. Die Bund-Renditen sind daraufhin im zehnjährigen Bereich auf über 40 bp gestiegen. Das neue Ankaufprogramm soll bis Dezember laufen, während bei einer Verlängerung des 80 Mrd. Euro-Programms nur eine Laufzeit von einem halben Jahr erwartet worden war. Im Übrigen könne das Ankaufvolumen jederzeit erhöht werden. Über Tapering (im Sinne einer monatlichen Reduktion des Ankaufvolumens) sei nicht gesprochen worden. Rein rechnerisch werden von April bis Dezember Anleihen im Volumen von 540 Mrd. Euro zusätzlich auf die Bilanz der EZB genommen. Darüber hinaus hat die EZB die Kriterien für den Ankauf von Anleihen leicht angepasst. In Zukunft können auch Anleihen mit einer Restlaufzeit von mindestens einem Jahr (bisher: mindestens zwei Jahre) angekauft werden. Außerdem dürfen, falls notwendig, auch Bonds gekauft werden, deren Renditen niedriger sind als der Einlagenzinssatz von 0,4%.
Im Vorfeld der EZB-Sitzung waren die Renditen in der Eurozone gestiegen, in den USA hingegen gesunken. Dies passte weder zu der Erwartung einer Verlängerung des 80 Mrd. Euro Ankaufprogramms noch zu dem Ausgang des Verfassungsreferendums in Italien. Die Italiener lehnten die Vorschläge von Premierminister Matteo Renzi zur Zusammensetzung und den Befugnissen des Senats ab. Dieser reichte daraufhin seinen Rücktritt an, nachdem er den Haushalt für das Jahr 2017 durch das Parlament gebracht hatte.
Möglicherweise richten die Investoren schon den Blick nach vorn und ziehen die perspektivische Normalisierung der Geldpolitik und des Zinsniveaus vor. Weiter scheinen die meisten Investoren eine Lösung für den fragilen italienischen Bankensektor einzupreisen. Einen nachhaltigen Auftrieb für die Renditen halten wir aber weiterhin für unwahrscheinlich, da auch ein Ankaufvolumen von 60 Mrd. Euro eine kräftige Stütze für die Bondmärkte darstellt. Zudem bleiben die Inflationsaussichten gedämpft. EZB-Chef Mario Draghi wies erneut darauf hin, dass der zu erwartende Inflationsanstieg in erster Linie auf den höheren Ölpreisen beruht und temporär sein dürfte. In der kommenden Woche steht die Fed-Sitzung im Mittelpunkt des Geschehens. Hier ist eine Leitzinserhöhung so gut wie sicher. In der Pressekonferenz ist vor allem auf Hinweise der Fed-Chefin Janet Yellen über das Tempo der geldpolitischen Straffung zu achten. Wir rechnen im kommenden Jahr lediglich mit zwei weiteren Schritten. Für Verunsicherung könnte sorgen, dass die Währungsreserven in China im November um beschleunigte 69 Mrd. US-Dollar gefallen sind, der fünfte monatliche Rückgang in Folge. Die jüngsten Meldungen über verschärfte Kapitalverkehrsbeschränkungen deuten darauf hin, dass es an den chinesischen Finanzmärkten brodelt. Wichtig sind in der kommenden Woche darüber hinaus die PMI-Geschäftsklimaindizes der Eurozone, die vermutlich erneut nach oben zeigen dürften und den Renditen kurzfristig nochmals Auftrieb geben könnten.
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