13.01.2017 10:00
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Öl weekly: Schwungvoller Jahresauftakt an den globalen Ölmärkten begleitet von hoher Preisvolatilität. Umsetzung der Produktionskürzungen im Fokus

Der Start in das neue Jahr an den globalen Ölmärkten verlief zunächst verheißungsvoll. Gleich am ersten Handelstag des Jahres stiegen die Preise für den wichtigen Rohstoff auf ein 18-Monatshoch von 58,2 US-Dollar/Barrel. Allerdings wurde dieser schwungvolle Start begleitet von hohen Preisschwankungen, welche bis zum Ende dieser Berichtswoche anhielten. Denn Spekulationen über eine mangelnde Umsetzung der geplanten Förderkürzungen seitens des Irak ließ die Ölpreise (Brent) zwischenzeitlich auf 53,6 US-Dollar/Barrel zurückfallen. Aktuell notiert Brent stärker bei 55,7 US-Dollar/Barrel.

Ursächlich für den erneuten Preisanstieg waren die wöchentlichen Statistiken des US-Energiebehörde. Nach Angaben der Behörde sind zwar die US-Lagerbestände an Rohöl sowie bei Benzin in der vergangenen Woche um 4,1 Mio. bzw. 5 Mio. Barrel gestiegen und damit stärker als gemeinhin erwartet wurde. Allerdings stieg die von den US-Raffinerien verarbeitete Ölmenge auf ein Rekordniveau. An den Märkten wurden die Statistiken so wahrgenommen, dass die erhöhte Auslastung der Raffinerien in Kürze die Lagerbestände wieder senken könnte. Diese Auffassung teilen wir nicht. Die Raffinerien arbeiten derzeit auf Hochtouren, um eigens Lagerbestände aufzubauen, da diese die Auslastung aufgrund anstehender Wartungsarbeiten in Kürze wieder zurückfahren werden.

In der vergangenen Woche kam es unterdessen zu einem Anstieg der Rohölförderung in den USA um 176 Tsd. Barrel/Tag. Zwar ist dieser Effekt teilweise auch einer Aufwärtsrevision der historischen Produktionsdaten geschuldet, dennoch dürften die gegenwärtig relativ hohen Ölpreise mehr und mehr in einem Anstieg der Fördermenge außerhalb der OPEC-Staaten münden. Die US-Energiebehörde erwartet bis zum Jahresende 2017 einen Anstieg der US-Rohölproduktion auf 9 Mio. Barrel/Tag.

In den kommenden Wochen sollten, mit Blick auf die Anfang Februar zur Veröffentlichung anstehenden (ersten belastbaren) OPEC-Produktionszahlen seit Beginn der Kürzungen, die Rohölpreise weiteren Schwankungen ausgesetzt sein. Kommentare mit Bezug auf die Umsetzung der angekündigten Produktionskürzungen werden die Preisentwicklung in den kommenden Wochen dominieren. Nach Aussagen Saudi-Aramcos  verhandelt man mit seinen Kunden über eine Kürzung der Liefermengen im Februar um bis zu 7 %. Zudem hätte das Land die anvisierten Kürzungen bereits vollständig umgesetzt. Saudi-Arabien hat angekündigt, die eigene Förderung um rund 490 Tsd. Barrel/Tag auf 10,06 Mio. Barrel/Tag zu reduzieren. Im Dezember förderte das Land dagegen im Tagesdurchschnitt 10,5 Mio. Barrel/Tag. Die OPEC-Gesamtförderung betrug im Dezember ebenfalls deutlich mehr als die anvisierten 32,5 Mio. Barrel/Tag. Nach Angaben von Bloomberg-Schätzungen ging die OPEC-Förderung bereits im Dezember um 1,04 Mio. Barrel/Tag auf 33,1 Mio. Barrel/Tag zurück. Dies dürfte allen voran daran liegen, dass Indonesien mit ca. 700 Tsd. Barrel/Tag seine Mitgliedschaft temporär auf Eis gelegt hat. Nichtsdestotrotz halten wir eine Kürzung der Förderung auf 32,5 Mio. Barrel/Tag für ambitioniert. Vergangene OPEC-Abkommen haben gezeigt, dass außerhalb des Golfkooperationsrats die Vereinbarungen nur mangelhaft umgesetzt wurden. In der Vergangenheit wurden lediglich zwischen 65-70 % der vereinbarten Kürzungsmengen erreicht. Zudem zweifeln wir an einer vollständigen Umsetzung der Zusagen Russlands. Bei allen vorherigen Beteiligungen des Landes hat das Land lediglich im Jahr 1998 seine angekündigten Kürzungen erreicht – damals herrschte aufgrund des Staatsbankrotts ökonomisches und politisches Chaos.

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