19.08.2016 12:30
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Öl weekly: Spekulationen über (unglaubwürdiges) OPEC-Abkommen treiben Preise

Die Ölpreise konnten in der vergangenen Woche um kräftige 12,5 % zulegen. Die Nordseesorte Brent notiert derzeit bei 49,96 US-Dollar je Barrel. Mehrere Faktoren waren für den Anstieg in den vergangenen Tagen verantwortlich. Zu nennen ist die anhaltende Debatte um eine Produktionsobergrenze wichtiger Ölproduzenten. Diese erhielten durch Kommentare seitens Russlands Nahrung, dass das Land mit den OPEC-Ländern in einem anhaltenden Dialog diesbezüglich stünde. Unterstützung erhielten die Rohölpreise zudem von den gestern veröffentlichten offiziellen US-Lagerbestandsdaten der EIA. Diese ergaben einen Rückgang der Rohölreserven um 2,5 Mio. Barrel. Der kräftige Rückgang bei den Rohöllagerbeständen ist vor allem einer gestiegenen Kapazitätsauslastung der Raffinerien geschuldet. Diese konnten im Wochenvergleich den täglichen Output um 270 Tsd. Barrel steigern. Des Weiteren erhielten die Preise Auftrieb durch den Aufbau spekulativer Netto-Long-Positionen bei Brent um 31. Tsd. Kontrakte in der Woche zum 9. August. Der Aufbau an spekulativen Wetten auf steigende Rohölpreise sollte auch in den kommenden Tagen anhalten, da kurzfristig orientierte Finanzanleger die Nähe zur psychologisch wichtigen Marke von 50 US-Dollar je Barrel vor Augen haben und diese zurück in den Ölmarkt locken dürften.

Für Gegenwind sorgte dagegen der aktuelle „Drilling-Productivity-Report“ der EIA für den Monat September. Diese erwartet zwar im September einen weiteren Rückgang der täglichen US-Schieferölproduktion um 85 Tsd. Barrel auf 4,47 Mio. Barrel pro Tag. Allerdings erwartet die EIA, dass die gesamte US-Förderung bis zum Jahresende auf dem derzeitigen Niveau von rund 8,45 Mio. Barrel verharren wird. Die Schätzungen der EIA für die US-Förderung im September liegen damit um 200 Tsd. Barrel pro Tag höher als noch vor einem Monat. Auch die August-Förderung läuft bisher besser als erwartet. Wie die EIA ebenfalls gestern bekanntgab, stieg die US-Rohölproduktion in der vergangenen Woche um durchschnittlich mehr als 150 Tsd. Barrel pro Tag an.

Angesichts des kräftigen Preisanstiegs, der nur zu einem Teil durch fundamentale Daten zu begründen ist, ein erneuter Rückgang der Rohölpreise in den kommenden Tagen nicht auszuschließen. Der Preisrückgang könnte verstärkt werden, wenn die Marktteilnehmer realisieren, dass sich ein Abkommen der OPEC-Staaten und einiger Nicht- OPEC-Staaten als unglaubwürdige Drohung herauskristallisiert. Eine Vereinbarung über eine Produktionskappung der OPEC macht für diese auch nur wenig Sinn. Dies hat mit den Besonderheiten der Schieferölproduktion in den USA zu tun. So ist in der Schieferölproduktion die Zeitspanne zwischen der Investition und der Förderung wesentlich kürzer als bei herkömmlichen Öl-Projekten. Das hat zur Folge, dass die Fördermenge der „Fracker“ sehr schnell auf neue Investitionen reagieren kann. Das bedeutet, sollte die OPEC auf ihrem Septembertreffen eine Kürzung der Fördermenge beschließen, käme es zu einem unmittelbaren Anstieg des Ölpreises, das wiederum hätte einen Anstieg der Investitionstätigkeit zur Folge und damit eine Ausdehnung des Angebots von US-Schieferöl. Die OPEC würde mit dieser Strategie nicht nur Marktanteile einbüßen, sie würde damit auch die Ölpreise auf relativ niedrigem Niveau halten. Dies sollte die ärmeren OPEC-Länder, die derzeit am stärksten auf ein Abkommen pochen, noch härter treffen als es ohnehin schon der Fall ist.


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