18.01.2019 18:00
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Devisen weekly: Konjunkturdaten belasten Euro und das Umfeld bleibt schwierig für die Gemeinschaftswährung. Pfund profitiert trotz steigendem Risiko für einen harten Brexit gegenüber dem Euro.

EUR/USD: Lag EUR/USD vor einer Woche noch bei rund 1,1550, hat der Euro in den vergangenen Tagen immer weiter gegenüber dem US-Dollar abgewertet. Derzeit ist das Währungspaar sogar unter die Marke von 1,14 gerutscht. Die Bewegung ist zurückzuführen auf weiter schlechter als erwartet ausfallende Konjunkturindikatoren aus der Eurozone für das Jahresende 2018. Das lässt Erwartungen bei den Investoren aufkommen, dass eine Konjunkturdelle doch näher ist, als man gedacht hatte. So sind die Industrieproduktionszahlen für die einzelnen Euro-Länder im November enttäuschend ausgefallen, so dass sich für die Eurozone insgesamt ein beachtliches Minus von 1,7 % gegenüber dem Vormonat ergeben hat. Zudem ist der BIP-Zuwachs für das vergangene Jahr in Deutschland mit 1,5 % spürbar geringer ausgefallen als 2017 (2,5 %, kalenderbereinigt). Auch EZB-Chef Mario Draghi ist in seiner Rede vor dem Europäischen Parlament etwas von seinem Konjunkturoptimismus für die Eurozone abgerückt.

Wir rechnen damit, dass das Umfeld für den Euro in den nächsten Wochen schwierig bleibt. Zwar zeigt sich die Fed in Bezug auf weitere Zinsanhebungen in den USA „geduldiger und flexibler“, so dass die Märkte inzwischen keine Zins-schritte mehr 2019 erwarten, was etwas Gegenwind für den US-Dollar bedeutet. Schwerer sollte jedoch wiegen, dass die aktuelle Gemengelage mit den nicht gelösten Handelsstreitigkeiten zwischen den USA und China und dem steigenden Risiko für einen harten Brexit unübersichtlich bleibt, was insgesamt gegen den Euro spricht. In Zeiten höherer Unsicherheit ist der US-Dollar traditionell bei den Anlegern gefragt. Kommt es tatsächlich zu einem harten Brexit, dürfte es zu massiven Turbulenzen an den Finanzmärkten kommen. In dieser Situation könnte der US-Dollar sogar in Richtung 1,10 gegenüber dem Euro aufwerten.

EUR/GBP: Die Entwicklung von EUR/GBP in der vergangenen Woche zeigt ein Kuriosum. So ist das Austauschverhältnis von einem Niveau von 0,9050 auf derzeit 0,8850 gesunken, d.h. es ist zu einer spürbaren Aufwertung des Pfundes gegenüber dem Euro gekommen. Man reibt sich erstaunt die Augen angesichts dieser Entwicklung, denn mit der Abstimmung über den Brexit-Vertrag im britischen Parlament (15.1.) und dem anschließenden Misstrauensvotum gegen Premierministerin Theresa May (16.1.) im Parlament standen historische Entscheidungen für das Vereinigte Königreich auf dem Weg zum Brexit an. Der von May mit der EU ausgehandelte Vertrag ist im Parlament durchgefallen, und das Misstrauensvotum konnte sie überstehen (siehe Kommentar). Doch die Unsicherheit in Bezug auf das weitere Vorgehen ist nun stark gestiegen. Der Weg zu Neuwahlen ist mit dem missglückten Misstrauensvotum erst einmal versperrt. Die Regierung hat jetzt bis zum 21. Januar Zeit, einen neuen Brexit-Plan vorzulegen. Aber es ist völlig unklar, wie dieser aussehen könnte – dafür gibt es zu viele unterschiedliche Interessensgruppen. Das Risiko eines ungeordneten Brexit steigt unaufhörlich, denn die Zeit rennt den Briten davon. Dieses Risiko preist der Pfund-Kurs derzeit unseres Erachtens nicht ein. Das bedeutet, es gibt ein erhebliches Risiko für ein spürbar abwertendes Pfund, wenn sich kurzfristig keine Einigung auf einen Vertrag abzeichnet. Derzeit lässt sich keine gangbare Lösung erkennen. Rückt ein harter Brexit näher, könnte EUR/GBP deutlich auf über 0,90 ansteigen.

 

 


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