Boeing: Der ganz große Schub ist wohl vorbei
Rund 2.200 Punkte hat der Dow Jones Industrial Average in den ersten acht Monaten des Jahres 2017 zugelegt. Mehr als ein Viertel dieses Gewinns – rund 600 Zähler – gehen auf das Konto von Boeing. Die Aktie des Flugzeugbauers ist um über 50% gestiegen, wobei Investoren vor allem die Rüstungssparte im Blick haben. Die steuert zwar nur etwa ein Drittel zum Umsatz bei, entwickelt sich aber ungleich stetiger als das Geschäft mit Passagierflugzeugen und wirft überdies deutlich höhere Margen ab.
Abseits des Kursanstiegs dürfen Boeing-Aktionäre sich dieses Jahr deshalb auch über eine saftige Dividenden-Anhebung freuen. Mit 5,68 US-Dollar fällt die Ausschüttung 30% höher aus als im Vorjahr. Mit solchen Zahlen kann das Unternehmen allerdings erst seit 2014 glänzen. Bis dahin hatte das jährliche Plus nur im müden einstelligen Prozentbereich gelegen. Was man dem 1915 vom Sohn des deutschen Einwanderers Wilhelm Böing gegründeten Unternehmen indes zugutehalten muss: Die plötzliche Dividenden-Dynamik resultiert in erster Linie aus steigenden Gewinnen.
An der Payout-Quote wurde nur ein bisschen herumgeschraubt. Da das Geschäft ebenso investitions- wie innovationsintensiv ist, besteht hier allerdings ohnehin kaum Spielraum – mehr als zwei Drittel der Erträge wird Boeing auch künftig nicht an die Anteilseigner auskehren können. Auch Ertragszuwächse von 20%, wie Boeing sie in den letzten vier Jahren gezeigt hat, sollte man nicht einfach in die Zukunft fortschreiben. Im Klartext: Der ganz große Schub dürfte vorbei sein.
Das ändert nichts daran, dass die Aviation-Legende aus Chicago eine grandiose DividendenAdel-Firma ist. Mehr als 25 Jahre ohne Dividendenkürzung sprechen für sich. Wer die Aktie schon seit längerer Zeit im Income-Depot hat oder regelmäßig bespart, soll um Himmels Willen engagiert bleiben. Für einen Neueinstieg hingegen ist Boeing derzeit mit einem Kurs/Gewinn-Verhältnis von 24 zu ambitioniert bewertet. Denn zu diesem Preis bekommt man auch einen reinrassigen Rüstungs-Wert wie Lockheed-Martin – mit ähnlich hoher Dividendenqualität, aber ohne das hochzyklische zivile Luftfahrt-Geschäft.
Christian W. Röhl ist Unternehmer und Kapitalmarkt-Stratege – vor allem aber Investor, der sein eigenes Vermögen verwaltet. Einblicke in seinen Investment-Alltag gibt der Autor des manager magazin-Bestsellers „Cool bleiben und Dividenden kassieren“ in Vorträgen und Seminaren sowie auf seinem Blog DividendenAdel und bei Twitter (@CWRoehl).
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