05.04.2018 17:30
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Aktien weekly: Risk-Off-Bewegungen lasten auf Ölpreis. China legt eigenen Rohölfuture auf.

Die Preise für Rohöl gaben in der Berichtsperiode – trotz überzeugender Fundamentaldaten – nach: Gegenwärtig notiert die Nordseesorte Brent bei rund 68 US-Dollar/Barrel. Auslöser des jüngsten Preisrückgangs waren erneute Risk-Off-Bewegungen bei Risiko-Assets aus Sorge um eine Verschärfung des Handelskonflikts zwischen den USA und China. In Reaktion auf die Erhebung von Strafzöllen auf als 1.300 chinesische Importgüter im Wert von 50 Mrd. US-Dollar durch die USA, kündigte die chinesische Regierung ihrerseits Zölle i.H.v. 25 % auf verschiedene US-Güter an (Autos, Chemikalien, Flugzeuge und Agrargüter, wie Sojabohnen). Wann und ob die Zölle überhaupt in Kraft treten, ist gegenwärtig noch unklar. Unterdessen sorgte ein starker Abbau bei den US-Öllagerbeständen für Überraschung. So berichtete die EIA für die vergangene Woche einen Abbau der gesamten Öllagervorräte von 3,9 Mio. Barrel. Damit dürfte der Wendepunkt bei der Lagerbestandsentwicklung erreicht sein und der Lagerabbau dürfte sich in den kommenden Wochen weiter beschleunigen, wobei das Normalniveau bei den Lagerbeständen in den USA bereits erreicht wurde.

In der vergangenen Woche (Montag, 26. März) legte die Shanghai International Energy Exchange (INE) erstmals einen auf Yuan (CNY) lautenden Rohölfuture-Kontrakt auf. Der Handelsstart verlief recht vielversprechend, wobei das Handelsvolumen bisher in etwa 3 % des kumulierten Volumens von WTI- und Brent-Kontrakten entspricht. Die Einführung des Future-Kontraktes erlaubt es nun chinesischen Unternehmen, sich besser gegen Ölpreisschwankungen abzusichern. Gleichzeitig wurde damit auch ein neues Anlageinstrument für Onshore-Anleger geschaffen, die bisher nicht Ölderivate handeln konnten. Des Weiteren ist es der erste chinesische Rohstoffkontrakt, der es ausländischen Investoren ermöglicht, Rohstoffderivate in China zu handeln. Allerdings ist aufgrund hoher Handelsgebühren (20 RMB je Handelseinheit (Lot)) und Sicherheitseinlagen im Vergleich zu den Warenterminbörsen, an denen WTI (1,5 USD/Lot) und Brent gehandelt werden, zumindest vorerst mit einem eher verhaltenen Interesse ausländischer Investoren zu rechnen.

Der Future-Kontrakt basiert auf Rohölsorten mittlerer Qualität, welche von den Chinesen bevorzugt konsumiert werden. Die Benchmark-Spezifikation basiert auf sieben lieferbaren Rohölsorten (30-33 API Gravität; 1,6-2,8% Schwefelgehalt): Dubai, Upper Zakum, Oman, Katar Marine, Masila, Basra Light (alles Rohölsorten aus dem Nahen Osten) sowie dem lokal hergestellten Shengli (womöglich, um physische Engpässe bei der Lieferung zu vermeiden). Trotz zahlreicher Gemeinsamkeiten mit den herkömmlichen Ölfuture-Kontrakten weist der chinesische Rohölfuture ein bedeutendes Alleinstellungsmerkale auf: Im Gegensatz zu den Börsenplätzen für WTI und Brent, bietet die INE den sog. Warehouse-Delivery Mechanismus. Im Vergleich zu WTI erfolgt die Lieferung des physischen Öls nicht an einem bestimmten – vom Börsenbetreiber unabhängigen – Ort wie Cushing (Oklahoma), sondern der Börsenbetreiber hält eigene Lagerstätten vor. Der Vorteil solcher Warehouse-Märkte ist, dass diese für Käufer und Verkäufer eine sichere Kredit- und Qualitätsumgebung schafft. Dies ermöglicht es Verbrauchern/Produzenten, auch ohne langfristige Verträge die physischen Rohstoffe zu kaufen oder zu verkaufen. Der Nachteil dieser Märkte jedoch ist, dass das Vorhalten eigener Lagerstätten mit höheren Lagerkosten verbunden ist. Damit ergibt sich eine Diskrepanz zwischen dem Preis des Futures und dem Preis des physischen Rohstoffs.

Die Einführung eines chinesischen Öl-Futures ist per Saldo als Erfolg zu werten – mit zahlreichen praktischen Vorteilen für physische Händler und Spekulanten. Jedoch dürfte die Vormachtstellung der beiden großen Öl-Börsen in London und New York vorerst unangetastet bleiben, denn angesichts der Kapitalverkehrskontrollen und häufiger Marktinterventionen in China sowie der höheren Rechtssicherheit dürften internationale Investoren die beiden großen Handelsplätze weiter bevorzugen.

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