08.02.2018 16:00
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Öl weekly: Globale Risk-off-Bewegung verschont Ölmärkte nicht. Fundamentaldaten weiterhin sehr überzeugend

An den Kapitalmärkten dieser Welt kam es in den vergangenen Handelstagen zu starken Risk-off-Bewegungen. So gab es sichtbare Kurseinbrüche an den Aktienmärkten, bei gleichzeitig steigenden Renditen und einer leichten US-Dollar-Aufwertung, nachdem dieser zuvor kräftig Federn lassen musste. Davon blieben die Ölmärkte nicht verschont. Die Nordseesorte Brent gab von ihren unmittelbar zuvor erreichten Mehrjahreshoch zwischenzeitlich mehr als 4 auf 66 US-Dollar/Barrel nach. Wir gehen nicht davon aus, dass Preisrückgang weiter fortsetzen wird.

Im Gegenteil, die jüngste Korrektur an den Märkten bestärkt unsere Sicht, dass Rohstoffe, insbesondere Öl, in den kommenden Monaten eine sehr ordentliche Renditeentwicklung aufweisen werden. Dennoch dürften sich die Ölpreise schwer tun, die erreichten Preishöchststände weiter auszudehnen, die größtenteils durch ein sehr starkes konjunkturelles Umfeld und einen schwächeren US-Dollar (als Folge des sehr breit gestreuten Wachstums) angetrieben wurden. Historisch gesehen blühten Rohstoffe immer dann auf, wenn die US-Notenbank die Zinsen anhob. Rohöl lieferte (vgl. „Rohstoffe im Sog der Fed“, Rohstoffmonitor, 14. November 2017) in diesen Phasen des Zinszyklus eine überdurchschnittliche Performance von 24 % im Jahr. Wir sind davon überzeugt, dass das gegenwärtige Marktumfeld bei Öl dafür spricht, dass Renditen in Höhe von 15 % aus einem Investment in Öl in 2018 möglich sind, wobei wir damit rechnen, dass die Rendite fast ausschließlich aus der Terminkurve (Backwardation) und den damit einhergehenden positiven Rollgewinnen erwirtschaftet wird. Darüber hinaus erwarten wir, dass die gegenwärtige Backwardation mindestens bis Mitte 2019 anhalten wird.

Diese Erwartung spiegelt zwei Entwicklungen wieder: Erstens wird das vordere Ende der Ölterminkurve gestärkt durch einen sich beschleunigenden globalen Abbau der Öllagerbestände. Nach ersten vorläufigen Schätzungen der Internationalen Energieagentur (IEA) wurde im vierten Quartal des vergangenen Jahres ein Rückgang der OECD-Reserven um rund 100 Mio. Barrel verzeichnet. Das bestätigt unsere Sicht, dass der Normalisierungsprozess der Öllagerbestände bereits vollzogen ist. Damit betrug das Ölmarktdefizit im vierten Quartal rund 1,1 Mio. Barrel/Tag. Für das Gesamtjahr 2017 wurde laut IEA ein Rückgang der OECD-Bestände um 120 Mio. Barrel verzeichnet, bei einem gleichzeitigen Abbau der Lagerhaltung auf Tankern. Folglich betrug das Ölmarktungleichgewicht im vergangenen Jahr mehr als -670 Tsd. Barrel/Tag.

Zweitens lasten  auf dem hinteren Ende ein wiedererstarktes Produzentenhedging und die Aussicht auf eine kräftige Produktionsausweitung im US-Schieferölsektor. US-amerikanische Ölproduzenten haben in den letzten drei Monaten ihre Produktion für das laufende Jahr verstärkt abgesichert. Mittlerweile beträgt die sog. „hedge coverage“ mehr als 50 % der Gesamtförderung ggü. 30 % zu Beginn des vierten Quartals 2017. Mit 50 % liegt die Absicherungsquote gegenwärtig deutlich oberhalb des Normalniveaus der vergangenen fünf Jahre. Wichtig hierbei anzumerken ist, dass die Absicherungsgeschäfte in der Erwartung eines WTI -Ölpreis von durchschnittlich 57 US-Dollar/Barrel getätigt wurden. Gegenwärtig notieren sowohl Brent als auch WTI um 14 % höher. Für 2018 rechnen wir nunmehr mit einem Produktionsanstieg von durchschnittlich 1,1 Mio. Barrel/Tag  allein in den USA.

Bei einem Nachfragewachstum von mehr als 1,7 Mio. Barrel/Tag, einem erwarteten Anstieg der kumulierten Fördermenge der OPEC-Staaten und Russlands um 500 Tsd. Barrel/Tag in der zweiten Jahreshälfte dieses Jahres und einem erwarteten Anstieg der Produktion in Lateinamerika von durchschnittlich 250 Tsd. Barrel/Tag, lässt sich ein Ölmarktdefizit von rund 150 Tsd. Barrel/Tag in diesem Jahr erwarten. Dies bestärkt uns in der Sicht, dass die Ölpreise in diesem Jahr bei durchschnittlich 65 US-Dollar (Brent) gehandelt werden dürften.

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