05.04.2018 17:00
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Unternehmensanleihen weekly: Massive Bewegung im iBoxx Corporates. Kreditrisiken auf höchsten Stand seit 09/2017. EZB baut CSPP-Anteil nach Tapering aus

Die Kreditrisiken für europäische Unternehmensanleihen aus dem Investment-Grade-Segment haben in den vergangenen Wochen spürbar angezogen. Der iBoxx EUR Corporates ist branchenübergreifend auf fast 50 Basispunkte angestiegen (Stand: 03.04.2018). Dies ist der höchste Stand des Index seit Mitte September 2017. Seit dem Kursrutsch an den europäischen Aktienmärkten Anfang Februar hat unsere Benchmark ausgehend von einem Mehrjahrestief von unter 30 Basispunkten bereits gut 20 Basispunkte hinzugewonnen. Erhöhte Risikofaktoren für europäische Anleihen gibt ebenfalls der CDS-Markt wieder. Fünfjährige Ausfallversicherungen für Investmentgrade Anleihen stiegen gemessen am iTraxx EUR IG CDS seit Anfang Februar von gut 45 auf über 60 Basispunkte an. Im High Yield Segment (Referenz iTraxx 5Y Xover) betrug der Anstieg fast 60 Basispunkte auf gut 290 Basispunkte. Die Risikobewertungen von Investment-Grade-Titeln würden zudem ohne die EZB noch deutlicher ausfallen. Dies ist im geänderten Kaufverhalten der EZB begründet, welche Corporate Bonds zuletzt deutlich übergewichtet hat.

Seit mehr als drei Monaten hat die EZB ihre Anleihekaufprogramm zurückgefahren und kauft seitdem Anleihetitel im Volumen von 30 Mrd. Euro am Sekundär- und Primärmarkt an (statt zuvor 60 Mrd. Euro). Das reduzierte Volumen legt zunächst nahe, dass Europas Währungshüter in jedem der Marktsegmente ihre Anleihekäufe im gleichen Maße zurückfahren. Jedoch sind deutliche Verschiebungen in der Verteilung der Ankaufvolumina auf die verschiedenen Assetklassen erkennbar. Lag der Anteil der öffentlichen Anleihen im PSPP (Public Sector Purchasing Programm) vor Januar noch bei über 75 %, ist dieser Anteil in den letzten Wochen auf 60-70 % gesunken. Deutlichen Zulauf erhielt das CSPP (Corporate Sector Purchasing Programm), welches seinen Anteil von unter 10 % auf bis zu 30  der wöchentlichen Anleihekäufe ausbauen konnte (siehe Grafik). Bereits im Januar (WoBa 25.01.2018) wiesen wir auf die Verschiebung in der Kaufpräferenz der EZB hin, schlossen jedoch nicht aus, dass auch Sonderfaktoren (u.a. das Fälligkeitsprofil in den Programmen) hier zum Tragen kommen könnten. Mittlerweile erhärtet sich jedoch die Vermutung, dass Europas Währungshüter gezielt den Unternehmenssektor ansteuern.

Deuten diese Entwicklungen bereits einen Fingerzeig in Richtung einer möglichen Verlängerung des Ankaufprogramms an, welches ursprünglich zum Ende September auslaufen sollte? Die jüngsten S&P Ratingindikatoren für Westeuropa weisen für alle Sektoren auf eine abnehmende Kreditqualität hin. Lag das Verhältnis von Up- zu Downgrades im Investment-Grade in den letzten beiden Quartalen 2017 noch bei 7,36 bzw. 5,80, betrug dieser Wert im ersten Quartal 2018 nur noch 3,09. Eine sich noch stärker eintrübende Kreditqualität macht deshalb einen höheren Anteil des CSPPs und eine Verlängerung des gesamten Ankaufprogramms wahrscheinlich. Oder die Folgen umso gravierender, wenn das CSPP tatsächlich ausläuft.

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