01.02.2018 16:45
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Zinsen weekly: Fed avisiert nächsten Zinsschritt im März. Sorgen um US-Budget-defizit und gute Euro-Konjunkturdaten verhelfen zu Renditeanstieg

Die Renditen der zehnjährigen Bundesanleihen haben das erste Mal seit Ende 2015 die Marke von 0,70 % überschritten und die entsprechenden US-T-Notes setzen sich über 2,70 % fest, auch angetrieben durch Sorgen über das steigende US-Budgetdefizit. Hilfreich war auch das hohe Wirtschaftswachstum in der Eurozone von 2,5 % in 2017. Erfreulich war unter anderem, dass in Spanien kaum Spuren der Katalonienkrise festzustellen waren (BIP 2017: 3,1 %). Letztere ist weiterhin ungelöst. Jedoch hat der frühere katalanische Regierungschef Carles Puigdemont offensichtlich seine Ambitionen auf eine Wiederwahl aufgegeben, was den Weg zu einer konstruktiven Lösung erleichtern dürfte. Italien hinkt konjunkturell immer noch hinterher. Mit den dortigen allgemeinen Wahlen am 4. März dürfte dieses Thema in den nächsten Wochen verstärkt in den Fokus geraten. Aktuell merkt man davon kaum etwas, gingen doch die Risikoaufschläge für das Land in der abgelaufenen Berichtswoche zurück.

Festzustellen ist allerdings auch, dass sich an den Aktienmärkten angesichts der höheren Zinsen allmählich etwas Nervosität bemerkbar macht. Der S&P 500 hat seit seinem Höchststand vom vergangenen Freitag rund 1,6 % verloren, was zwischenzeitlich die Stimmung der Dax-Anleger beeinträchtigte. Sollte es noch zu weiteren Rücksetzern an den Aktienmärkten kommen, etwa ausgelöst durch den drohenden Verwaltungsstillstand in den USA (bis zum 08.02. muss erneut eine Lösung gefunden werden), könnten die Renditen wieder nachgeben. Auch Enttäuschungen der bislang sehr positiv verlaufenen Berichtssaison in den USA könnten Anlass für einen schwächeren Aktienmarkt sein und damit die Renditerallye bremsen.

Zunächst aber reagierten die Börsen positiv, als Fed-Präsidentin Janet Yellen bei ihrer letzten Sitzung am 31.01. den Leitzins unverändert ließ und sich insgesamt zuversichtlich zeigte, dass die Inflation bald die Zwei-Prozent-Marke erreichen würde. Mittlerweile deutet vieles darauf hin, dass im März der nächste Zinsschritt erfolgen wird. Wir haben unsere Prognose entsprechend geändert (bisher erwarteten wir im Juni die erste Zinsanhebung), gehen aber weiterhin von insgesamt drei Zinsschritten in 2018 aus. Jerome Powell, der am 3. Februar das Ruder übernehmen wird, schätzen wir als einen vorsichtigen Notenbanker ein, der ebenso wie Yellen die Risiken für die US-Wirtschaft auch weiterhin als ausgeglichen beurteilen und daher zunächst keine aggressivere Gangart bei der Zinsstraffung befürworten wird.

Wichtig werden in diesem Zusammenhang die die US-Arbeitsmarktdaten (02.02.) sein. Der Konjunkturzyklus in den USA ist bereits relativ weit fortgeschritten, was sich in erster Linie an der Dauer des Aufschwungs (achteinhalb Jahre, der Durchschnitt seit dem zweiten Weltkrieg liegt bei fünf Jahren) und dem niedrigen Niveau der Arbeitslosenrate  manifestiert. Sollte die Rate unter 4 % sinken, dürfte die Spekulation über eine strammere Gangart der US-Notenbank sicherlich zunehmen, was auch die langfristigen Renditen zu einem weiteren Anstieg veranlassen würde.


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