28.09.2018 14:35
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Zinsen weekly: Gute Stimmung an den Märkten sorgt für steigende Renditen. Vorsicht angebracht

Die Staatsanleiherenditen waren zuletzt auf dem Vormarsch. Die zehnjährigen Bunds haben kurzfristig die 0,5 %-Marke überwunden, die Pendants aus den USA sind zeitweise auf 3,10 % gestiegen. Dies geschah in einem von einer größeren Risikofreude geprägten Umfeld. Der kräftige Ölpreisanstieg regt die Inflationserwartungen an und unterstützt auch von dieser Warte aus höhere Renditen, da die Anleger für mögliche Kaufkraftverluste üblicherweise kompensiert werden möchten. Darüber hinaus wies Notenbankpräsident Mario Draghi bei einer Rede vor dem Europäischen Parlament auf die stärker als bislang erwartete Steigerung der Kerninflation hin. Dies erweckt den Eindruck, dass nunmehr auch Draghi mit einer Leitzinserhöhung in der zweiten Jahreshälfte 2019 einverstanden ist.

Das Näherrücken der dritten Leitzinserhöhung durch die Fed in diesem Jahr, die gestern (26.09.) ohne viel Aufhebens vollzogen wurde – der Leitzins liegt nunmehr bei 2,00 bis 2,25 % – hat sicherlich auch zum Renditeanstieg am langen Ende beigetragen, zumal es keinerlei Anzeichen dafür gibt, dass die Fed aus Rücksicht auf die Konjunktur in den nächsten Quartalen einen Kurswechsel vollziehen müsste. Konkret erwarten wir noch vier weitere Zinserhöhungen bis Q3 2019 und dann zunächst eine Pause. Bis dahin sollte die Zinsstruktur eine inverse Form angenommen und das Signal “Rezession im Jahr 2020“ gesendet haben. Zuletzt sind die zehnjährigen T-Notes-Renditen aber wieder gesunken, da die Fed ihrer Geldpolitik nicht mehr den Titel „locker“ gibt und allmählich am Ende ihres Zinsanhebungszyklus angekommen scheint.

Auch wenn die Märkte derzeit in einem optimistischen Modus sind, sprechen einige politische Entwicklungen eher gegen eine Entspannung. In Italien wird heute (27.09.) ein Haushalt verabschiedet, der aller Voraussicht nach erheblich von den ursprünglichen Sparvorgaben der EU abweicht (siehe dazu unser Kommentar). Am Montag (24.9.) haben die USA neue Zölle gegen China implementiert, das dann seinerseits Vergeltungszölle eingeführt hat. US-Präsident Donald Trump hat vor der UN-Vollversammlung seinen protektionistischen Ansatz betont, während die USA gleichzeitig Kanada gedroht haben, statt des Nafta-Abkommens ein rein bilaterales Abkommen mit Mexiko zu vereinbaren. Insgesamt ist damit die Wahrscheinlichkeit für einen außer Kontrolle geratenen Handelskrieg gestiegen. Der EU-Gipfel in Salzburg, bei der die EU nicht einen Deut von ihrer Brexit-Position abzurücken bereit war, hat erneut deutlich gemacht, dass ein so genanntes „No-Deal-Szenario“ wahrscheinlicher geworden ist. Auch wenn die Stimmung an den Märkten vor diesem Hintergrund rasch kippen kann, was den Renditeanstieg stoppen würde, sind die Daten in der kommenden Woche (darunter die ISM-Indizes aus den USA und die US-Arbeitsmarktdaten) eher dazu angetan, die Renditen noch weiter steigen zu lassen.


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