18.01.2019 17:37
Anzeige

Zinsen weekly: Italien-Spreads engen sich trotz der Probleme im Bankensektor ein. EZB-Sitzung: Gibt es neue Langfristtender?

Still ruht der See. Die zehnjährigen Bund-Renditen haben seit Wochenbeginn nur um ein paar Basispunkte nachgegeben. Die Pendants aus den USA stagnierten demgegenüber bei 2,70 %. Es ist nicht ganz zufällig, dass auch an den Aktienmärkten keine großen Bewegungen stattgefunden haben. Man könnte auch sagen: Der Pessimismus, der die Märkte im Dezember beherrscht hat, verfliegt allmählich, aber der Optimismus verschafft sich nur mühsam Platz. Am ehesten ist dieser an den Risikoprämien abzulesen, die etwa für die Anleihen Italiens in den letzten Tagen gesunken sind. Hier hatte eine Emission fünfzehnjähriger Papiere über ein Syndikat für Aufmerksamkeit gesorgt: Das Orderbuch lag bei 35,5 Mrd. Euro, emittiert wurden schließlich 10 Mrd. Euro. Viele Anleger konnten offensichtlich der Rendite von 3,41 % nicht widerstehen. Und das, obwohl immer mehr Banken aus Italien in Schwierigkeiten geraten und von der Regierung gestützt werden.

Das Brexit-Chaos ist sicherlich auch dafür verantwortlich, dass die Anleger wenig gewillt sind, mit befreiter Zuversicht in die Zukunft zu schauen. Ein harter Brexit wird von Tag zu Tag wahrscheinlicher, nachdem Neuwahlen offensichtlich nicht auf der Agenda stehen. Allmählich dürften sich die Hoffnungen darauf konzentrieren, dass es zu einer Verlängerung der Mitgliedschaft um einige wenige Monate kommt, damit sich die EU auf die unzähligen technischen und juristischen Probleme eines harten Brexit etwas besser vorbereiten kann (zum Brexit siehe auch unser Kommentar und Chart der Woche).

Derweil geht in den USA der so genannte Government Shutdown bald in seine fünfte Woche, ohne dass sich eine Lösung abzeichnet. Viele US-Wirtschaftsdaten wurden zuletzt deswegen nicht veröffentlicht. In der Konjunkturbefragung der Fed-Destrikte, dem Beige Book, findet der partielle Ausgabenstopp nur geringe Beachtung. Es steht aber außer Frage, dass die Wirtschaft leiden wird, wenn der Haushaltsstreit zwischen den Republikanern und den Demokraten ungelöst bleibt. Aktuell ist die politisch vertrackte Lage jedoch in den Hintergrund gerutscht und die Anleger erfreuen sich lieber an den guten Zahlen, die die großen Finanzinstitute für das vierte Quartal vorgelegt haben. Die Berichtssaison wird die Märkte auch in den kommenden Wochen beschäftigen.

Kommende Woche steht die EZB-Sitzung an. Notenbankchef Draghi dürfte die Waage zwischen Risiken und Chancen zunehmend in Richtung Risiken geneigt sehen. An der so genannten Forward Guidance („Zinsen bleiben bis durch den Sommer auf dem derzeit niedrigen Niveau“) wird sich voraussichtlich nichts ändern. Darüber hinaus wird die EZB den Markt möglicherweise auf neue Langfrist-tender vorbereiten. Insgesamt sehen wir kaum Impulse für einen deutlichen Anstieg der Renditen, sondern erwarten über die nächsten Tage eher eine Seitwärts-bewegung, sowohl bei den Bunds als auch bei den T-Notes.


Hier können Sie das "Wochenbarometer" mit aktuellen News zu den Kapitalmärkten und weitere Research-Publikationen herunterladen.
 
Quelle

Als "Bank für Unternehmer" konzentriert sich die HSH Nordbank auf die Zielgruppe des gehobenen deutschen Mittelstands sowie deren Inhaber. Für diese Kunden will die Bank bevorzugter Ansprechpartner in allen finanziellen Belangen sein – im Geschäftlichen wie im Privaten.

Weitere Nachrichten
HSH Nordbank
07.02.2019 18:20
Ein geordneter Machtwechsel in Venezuela würde das Anliegen der OPEC, die Preise zu stabilisieren, unterminieren, glaubt Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt der HSH Nordbank. ...
07.02.2019 18:00
Das Austauschverhältnis EUR/USD hat eine bewegte Woche hinter sich. Nach der EZB-Zinssitzung vom vergangenen Donnerstag (24.01.) verlor der Euro erst einmal etwas an Wert ge ...
07.02.2019 17:35
Die Fed-Sitzung von gestern (30.01.) hat an den Zinsmärkten deutliche Reaktionen hervorgerufen. Die Renditen gaben über die gesamte Zinsstruktur nach. Notenbankchef Jerome P ...