11.10.2018 16:20
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Zinsen weekly: IWF stuft Wachstum herunter. Renditen fallen. Kurzfristige Stabilisierung gut vorstellbar

An den Märkten ist es gestern (10.10.) ungemütlich geworden. Zu den Turbulenzen in den Schwellenländern hat sich jetzt ein ungewöhnlich starker Kursrückgang an den amerikanischen Börsen gesellt. Am gestrigen Mittwoch ging der S&P 500 um 3,3 % zurück, der Nasdaq gab gar um 4,1 % nach. Das ließ auch die Rentenmärkte nicht kalt: Die zehnjährigen Renditen der US-Treasuries fielen von über 3,25 % auf 3,15 %, da die Anleger von Aktien in Rentenpapiere umschichteten. Diese Bewe-gung spiegelt sich heute auch bei den Bunds wider. Genau vor diesen etwas unruhigeren Zeiten hatte der Internationale Währungsfonds (IWF) in seinem gerade erschienenen halbjährlichen Finanzstabilitätsreport gewarnt: „…steigende Ver-schuldungsgrade (…), eine fortgesetzte Verschlechterung der Standards bei der Kreditgewährung sowie überzogene Bewertungen in einigen größeren Finanz-märkten“ machten die Märkte verletzlich. Gleichzeitig hatte die internationale Or-ganisation ihre Wachstumsprognosen nach unten angepasst. Für die Welt erwartet der IWF nunmehr nur noch einen BIP-Zuwachs von 3,7 % im Jahr 2019 (vorherige Prognose: 3,9 %) und für Deutschland von 1,9 % (2,5 %). US-Präsident Donald Trump reagierte prompt auf den Kurssturz an den Aktienmärkten und machte die Zinserhöhungen der US-Notenbank als Schuldigen aus. Die Fed sei „verrückt geworden“, sie erhöhe die Zinsen zu schnell.

Für die Schwellenländer wird die Situation dadurch nicht einfacher, da Anleger in Zeiten steigender Risikoaversion typischerweise ihr Kapital aus diesen Ländern zurückholen. Pakistan hat bereits Anfang der Woche angekündigt, den IWF um einen Hilfskredit zu bitten. In Brasilien reagierten die Märkte zwar positiv auf den Sieg von Jair Bolsonaro im ersten Wahlgang der Präsidentschaftswahl. Ob es dem rechtspopulistischen Kandidaten nach einem möglichen Wahlsieg in knapp zwei Wochen aber tatsächlich gelingt, das Land zu stabilisieren, ist vollkommen ungewiss.

Um Stabilisierung geht es auch in Italien. Dort übt sich die Regierung in einem Tauziehen um den Haushalt mit Brüssel und den Märkten. Letztere schickten die Renditen der zehnjährigen Bonds zeitweise auf 3,70 %. Diese könnten in den kommenden Tagen durchaus noch höher steigen. Die Regierung ist in jedem Fall auf dem besten Weg, ihre Glaubwürdigkeit an den Finanzmärkten zu verspielen. So drängt sich etwa der Eindruck auf, dass der Finanzminister Giovanni Tria kein Durchsetzungsvermögen innerhalb der Regierung hat. Außerdem werden unrealistische Wachstumsprognosen verbreitet, um offensichtlich die Schuldenquote (die in Prozent des BIP ausgedrückt wird) zu reduzieren. Das Thema Italien dürfte beim EU-Gipfel am 18.10. eine wichtige Rolle spielen, zusammen mit dem Brexit, wo sich erste Anzeichen einer Annäherung andeuten (siehe Kommentar).

Es ist nicht auszuschließen, dass sich die Lage an den Aktienmärkten rasch wieder beruhigt, falls die Kurse von Anlegern als günstige Einstiegsgelegenheit gewertet werden. Die Renditen würden dann wieder steigen. So oder so: Der kräftige Kurseinbruch an den Aktienmärkten ist ein Schuss vor den Bug für alle jene Marktauguren, die der Meinung sind, dass die US-Aktienmärkte eine Einbahnstraße nach oben sind.



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