17.06.2016 12:08
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Zinsen weekly: Brexit-Angst hält die Märkte in Atem und Fed lenkt Blick auf strukturelle Faktoren

Eigentlich hatte die Fed-Sitzung vom 15. Juni kein großes Überraschungspotenzial, denn die Präsidentin der US-Notenbank, Janet Yellen, machte bereits im Vorfeld deutlich, dass der Leitzins unverändert bleiben werde. Aber dann sorgte Yellen doch dafür, dass die zehnjährigen Treasury-Renditen auf den tiefsten Stand seit dem turbulenten Jahr 2012 auf 1,56% zurückgingen. Die Notenbankchefin hatte ihre Unsicherheit über das so genannte natürliche Zinsniveau zum Ausdruck gebracht und dabei auf die Demografie und die schwache Produktivitätsentwicklung verwiesen. Das natürliche Zinsniveau sei offensichtlich niedriger als bisher angenommen. Unterstrichen wurde diese These dadurch, dass die Projektionen der Fed-Mitglieder in Bezug auf das angemessene Leitzinsniveau für die Jahre 2017, 2018 und darüber hinaus im Durchschnitt nach unten angepasst wurden. Ein Mitglied sieht den Leitzins bis 2018 unverändert bei 0,25% bis 05%. Yellen verwies im Übrigen auf das anstehende Brexit-Referendum, das dazu beigetragen hätte, von einer Zinsanhebung abzusehen. Mit der Entwicklung des Arbeitsmarktes zeigte sich die Fed-Chefin unzufrieden. Zwar solle man einen Monatsbericht nicht überbewerten – der Beschäftigungsreport vom Mai hatte mit 38.000 zusätzlichen Beschäftigten klar enttäuscht -, aber man erhoffe sich ein höheres Momentum. Insbesondere wegen der Hinweise auf die strukturellen Faktoren, die das natürliche Zinsniveau der US-Wirtschaft nach unten beeinflusst haben könnten, dürfte die Fed die Geldpolitik noch langsamer straffen, als wir bislang prognostiziert haben.

Die von Yellen erwähnte Unsicherheit über das Brexit-Referendum hatte bereits in den Tagen zuvor die Finanzmärkte dominiert. Denn die Umfragen haben gedreht und ergeben nach Angaben der Tageszeitung Financial Times im Durchschnitt einen Vorsprung für die Brexit-Befürworter von 3 Prozentpunkten gegenüber den Brexit-Gegnern. Die Wettquoten halten einen Verbleib Großbritanniens in der EU zwar immer noch für die wahrscheinlichere Variante, aber auch diese Werte sind gesunken. Die Nervosität ist entsprechend gestiegen, wie am VIX-Volatilitätsindex abzulesen ist, der sich nach seinem steilen Anstieg auf 20 Punkte auf dem höchsten Stand seit Februar 2016 befindet. Auch die Aktienmärkte kamen in den letzten Tagen kräftig unter Druck. In diesem Umfeld rentierten die zehnjährigen Bunds das erste Mal in ihrer Geschichte im negativen Bereich, während sich die Risikoprämien der Peripherieländer ausweiteten. Damit setzte sich die negative Zins-Dynamik fort, die Ende April angefangen hat und in erster Linie mit dem aufgestockten Ankaufprogramm der EZB zu tun hat (siehe dazu auch der Kommentar auf Seite 1). Die kommenden Tage werden geprägt sein von den TV-Debatten in Großbritannien über den Brexit, die entscheidend das Stimmungsbild verändern können, bevor dann am 23. Juni das eigentliche Referendum stattfindet. Die Wahllokale schließen um 23 Uhr unserer Zeit. Die PMI-Indikatoren für die Eurozone werden angesichts dieses Ereignisses in den Hintergrund treten.


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