21.10.2016 15:35
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Zinsen weekly: EZB-Sitzung sorgt für Volatiltät

An den Rentenmärkten führte die letztlich unspektakuläre EZB-Sitzung vom 21.10. zu starken Ausschlägen. Die Feststellung von Notenbankpräsident Mario Draghi, man habe nicht über eine Verlängerung des QE-Programms diskutiert, enttäuschte einige Anleger. Später machte der EZB-Chef jedoch klar, dass man erstens sehr intensiv über das Problem der Knappheit von Anleihen geredet habe (was auf baldige Lockerungen der Ankaufkriterien hindeutet) und zweitens im Dezember deutlich machen werde, wie es in den folgenden Monaten weitergeht (was für eine Verlängerung des QE-Programms über März 2017 hinaus spricht). Tapering (Rückführung der Anleiheankäufe) sei dagegen kein Thema gewesen. Nach der Sitzung fiel die zehnjährige Bund-Rendite auf 1 bp.

Im Vorfeld der Sitzung war an den Rentenmärkten Ruhe eingekehrt. Im Vorwochenvergleich hatten sich die zehnjährigen Staatsanleiherenditen der USA und Deutschlands praktisch nicht vom Fleck gerührt, Bunds lagen bei 4 bp. Dabei sprach die Stimmungslage durchaus für leicht steigende Renditen. So scheint sich beispielsweise 20 Tage vor der US-Wahl immer mehr abzuzeichnen, dass die demokratische Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton den Sieg davon tragen könnte. Dies ist eine aus der Sicht der Wirtschaft beruhigende Perspektive. Auf größere Risikobereitschaft deutet auch die Weltrekord-Emission Saudi Arabiens von 17,5 Mrd. Euro hin (siehe dazu auch „Ölmarkt“ in dieser Publikation). Weiter ist die Inflation in der Eurozone um 0,4% yoy gestiegen. Dieser Anstieg wird sich in den nächsten Monaten ölpreisbedingt fortsetzen, womit Inflationsgefahren wieder in das Bewusstsein der Anleger rücken. Nachhaltig wird die Teuerung jedoch nicht sein, weil die Ölpreise unseres Erachtens nicht weiter anziehen werden. Als vordergründig beruhigend wurden schließlich die Wachstumszahlen aus China aufgenommen. So ist das chinesische BIP im dritten Quartal um 6,7% gestiegen. Der wieder erwachte Boom im Immobiliensektor – in Shanghai und Peking lagen die Wohnimmobilienpreise beispielsweise rund 35% über dem Vorjahr – lässt allerdings an der Nachhaltigkeit des relativ hohen Wachstums zweifeln.

Der morgige 21.10. könnte etwas Nervosität in die Märkte hineintragen. Zum einen geht es um die Frage, ob die Ratingagentur DBRS Portugal herabstuft, wodurch das Land und auch die Eurozone destabilisiert werden könnte (siehe Seite 1). Zum anderen ist die Zahlungsfähigkeit Venezuelas in der Diskussion. Konkret geht es um ein Umschuldungsangebot für zwei Anleihen des staatlichen Ölunternehmens PDVSA, das bei den Gläubigern bislang auf eine sehr geringe Zustimmungsquote stößt und für das die Frist am 21.10. ausläuft. Die CDS-Spreads Venezuelas sind in den vergangenen Tagen von etwa 3000 bp auf 3700 bp gestiegen.

Insgesamt werden die Märkte ihren Fokus verstärkt auf die Fed-Sitzung am 2.11. sowie auf die US-Wahlen richten. Diese Ereignisse haben das Potenzial, die Renditen wieder steigen zu lassen. Kurzfristig dürften die Rentenmärkte von dem Portugal-Entscheid abhängen.


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