Zinsen weekly: Signale der Fed widersprüchlich
In der letzten Woche sind die Renditen auf beiden Seiten des Atlantiks per Saldo angestiegen. 10-jährige Bund-Renditen befinden sich mit -0,07% weiter im negativen Bereich, während die Zinsen auf 10-jährige T-Notes auf 1,54% kletterten. Zwischenzeitlich stiegen die Renditen der Bunds auf -0,03% und die T-Notes auf 1,57%. Große Teile der Bewegung sind auf zwei Neubewertungen der amerikanischen Geldpolitik zurückzuführen. Am Dienstag führten die Aussagen zweier regionaler Fed-Präsidenten zur Ausrichtung der Geldpolitik zu Anstiegen der Rendi-ten. Der als „Taube“ geltende Chef der New Yorker Fed William Dudley sagte, die Einschätzung der Märkte, von nur einer Zinsanhebung bis Ende 2017 auszugehen, sei zu niedrig. Nun hält er bereits im September den nächsten Zinsschritt für möglich. Ebenfalls am Dienstag äußerte der Chef der Atlanta Fed Dennis Lockhart die Überzeugung, dass das Wachstum in der zweiten Jahreshälfte anziehen wird. Unter dieser Bedingung sei mindestens ein Zinsschritt im Jahr 2016 möglich. Dies führte dazu, dass die aus den Fed-funds-futures abgeleitete Wahrscheinlichkeit für einen Zinsschritt bis Ende des Jahres zum ersten Mal seit dem Brexit-Votum zeit-weilig auf über 50% stieg. Diese Dynamik wurde mit der Veröffentlichung der Fed- „Minutes“ zur Juli-Sitzung der Fed teilweise wieder rückgängig gemacht. Daraus war abzuleiten, dass unter den Entscheidungsträgern Uneinigkeit über den nächsten Zinsschritt herrscht. Allerdings war man sich im Juli einig, dass man vor einem weiteren Zinsschritt mehr Daten benötigt. Tatsächlich waren nicht alle Datenveröffentlichungen in den USA so erfreulich wie der letzte Arbeitsmarkt-Bericht und die Industrieproduktion (0,74% M/M, erwartet: 0,3%). Die Einzelhandelsumsätze stagnierten im Juli und der Verbraucherpreisindex blieb mit 0,8% hinter den er-warteten 0,9% zurück. Zum von der Fed präferierten Preis-Maß, dem Konsum- Deflator, werden allerdings erst Ende August neue Daten veröffentlicht.
In der Eurozone wurde am Freitag die finale Schätzung des BIP-Wachstums im zweiten Quartal veröffentlicht. Mit einen Wachstum von 0,3% Q/Q entspricht der Wert der zuvor veröffentlichten Frühschätzung. Für das deutsche Wachstum wurde nur ein Wert von 0,2% erwartet, die veröffentlichten 0,4% waren daher eine positive Überraschung. Im zweiten Quartal blieben unter den großen Eurozonen- Ländern also Deutschland und Spanien auf Expansionskurs, während in Italien kein Ende der Stagnation in Sicht ist. Frankreich konnte das hohe Tempo zu Jahresbeginn nicht halten. Es wurde zwar ein Rückgang des Wachstums im Vergleich zum ersten Quartal (0,7% Q/Q) auf 0,2% erwartet, sodass die 0% im zweiten Quartal negativ überraschten – möglicherweise spielen hier Faktoren wie der Streik und die andauernde Terrorgefahr eine Rolle. Die Konsequenzen für die EZB sind schwer abzusehen. Vielleicht wird das Zentralbanker-Meeting in Jackson Hole in der kommenden Woche über den Kurs in der Eurozone Auskunft geben. Für die Frage, ob für den aktuellen Kurs der Fed eher die als „hawkish“ bewerteten Äußerungen von Dudley und Lockhart oder die abwartende Haltung der Minutes maßgeblich sind, könnte das Meeting (ab dem 25.08.) ebenfalls aufschlussreich sein.
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