Zinsen weekly: US-Konsumenten unterstützen Treasury-Renditen nach „Trumpcare“-Absage. Bunds gefragt.
Die mit Spannung erwartete Abstimmung im US-Kongress über die Gesundheitsgesetzgebung war das dominierende Ereignis am US-Anleihemarkt in der vergangenen Woche. Unmittelbar nach der Absage der Abstimmung durch die Republikaner gaben die Renditen für die zehnjährigen US-Treasuries um signifikante 7 Basispunkte nach und pendelten sich zum Wochenbeginn bei 2,36 % ein. Der Vertrauensvorschuss vieler Marktteilnehmer in eine unternehmerfreundliche Wirtschaftspolitik der neuen US-Administration hat hierdurch einen erheblichen Dämpfer erhalten und die Erfolgsaussichten für zukünftige Politikmaßnahmen unterminiert. Dies ließ Investoren verstärkt Sicherheit in Form von US-Staatsanleihen nachfragen und die Treasury-Renditen fallen. Hinsichtlich der noch vom Kongress zu beschließenden steuerpolitischen, deregulatorischen und infrastrukturellen Maßnahmen kann die neue US-Regierung nur mit einer deutlich steigenden Lernkurve bei der Gesetzgebung nachhaltiges Vertrauen in ihre „Great-Again“-Rhetorik erzeugen.
Gleichzeitig zum Rückzug der Abstimmung kam auch von konjunktureller Seite leichte Ernüchterung auf. Die vorläufigen Markit PMIs aus den USA gingen sowohl für das verarbeitende Gewerbe als auch für den Dienstleistungssektor überraschend zurück. Mit der Veröffentlichung des Conference Board US-Verbrauchervertrauens am Montag (27.03.) kehrte der Optimismus jedoch zurück. Das US-Konsumbarometer erhöhte sich nicht nur von 116,1 auf das 16-Jahreshoch von 125,6 Indexpunkten, sondern übertraf den Analystenkonsens von 114 in besonders beeindruckender Weise. Dies ließ die US-Renditen auf ihr Niveau aus der Vorwoche von 2,40 % zurückkehren. Obwohl die Konjunkturdaten freundlich sind, zeigt die Zinskurve erste Warnsignale eines Abschwächens der Trump-Euphorie. Der Spread zwischen 10jährigen und 2jährigen US-Treasuries verringerte sich auf 111 Basispunkte und somit auf den tiefsten Stand seit der Wahl vom 8. November. Die Veröffentlichung des ISM Index für das Verarbeitende Gewerbe (03.04.) in der kommenden Woche wird weiteren Aufschluss zur konjunkturellen Lage in den USA geben.
Auch die Renditeentwicklung der Bundesanleihen konnte sich den Einflüssen aus Washington nicht entziehen. Anleger und Investoren griffen bei den sicher geltenden Bunds verstärkt zu, deren Renditen sich von 0,42 % in der Vorwoche auf 0,38 % verringerte. Derweil kommt die Verfügbarkeit von Bundesanleihen am Kapitalmarkt nicht nur angesichts des EZB-Anleihenankaufprogramms erneut in die Diskussion. Durch die kontinuierliche Schuldentilgung haben sich die Bundesschulden um 0,5 % zum Vorjahreszeitraum auf 1,25 Billionen Euro verringert. Auslaufende Bundesanleihen werden somit nicht erneuert, was das Angebot an sicheren Vermögenswerten einschränkt und ihre Renditen womöglich unter zusätzlichen Druck setzen wird.
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