04.01.2016 09:00
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Dow Jones Industrial Average - Schwieriges Fahrwasser

Schwieriges Fahrwasser
Liebe Leser, zum mittlerweile zehnten Mal stellen wir die technischen Perspektiven der wichtigsten Assetklassen auf den Prüfstand. Dank der anstehenden „Jubiläumsausgabe“ ist es inzwischen zu einer liebgewonnenen Tradition geworden, die ersten Ausgaben des Jahres unseres börsentäglichen Newsletters „HSBC Daily Trading“ bzw. das Januarheft der „Marktbeobachtung“ zu nutzen, um tief in die Welt der Charts einzutauchen und einen Blick in die vielzitierte „große Glaskugel“ zu werfen. Dabei soll ausdrücklich ein wenig „Kaffeesatz“ gelesen werden. Das Rückgrat unseres Jahresausblicks bilden aber anerkannte Verfahren der Technischen Analyse. Obwohl im neuen Jahr in besonderem Maße der alte Bergmannsspruch „vor der Hacke ist es dunkel“ zum Tragen kommt – sprich Prognosen mit einem besonders hohen Grad an Unsicherheit behaftet sind –, sehen wir in den treffenden Aussagen der vergangenen Jahre Anspruch und Ansporn zugleich. Keine Frage: Die laufende Aktienrally, die Investoren nun schon seit März 2009 begleitet, ist zwar bereits recht betagt, aber zweifelsfrei absolut intakt. Kann deshalb im Sinne des klassischen „the trend is your friend“ von einer Fortsetzung der Hausse ausgegangen werden oder kommt es 2016 zur Trendwende?
 
 
  Dow Jones Industrial Average (Monthly)  
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Die grundsätzliche Konstitution des Marktes
Zu Beginn des Jahresausblicks analysieren wir traditionell die grundsätzliche Marktverfassung. In diesem Jahr macht diese Vorgehensweise ganz besonders viel Sinn, denn die Marktbreite liefert aktuell eine wichtige Hilfestellung bei der Beantwortung der zuletzt formulierten Schlüsselfrage. Um es vorweg zu nehmen: Bereits im letzten Jahr bemängelten wir an dieser Stelle, dass der Grad an Selektivität der Hausse zunimmt. Vor dem Hintergrund des abgelaufenen Jahres ist dieser Prozess zweifelsfrei weiter vorangeschritten. Beispielsweise notieren lediglich noch 61 der 110 HDAX®-Werte oberhalb der wichtigsten Glättungslinie der letzten 200 Tage, was einem Anteil von gut 55 % entspricht. Noch schlechter sieht es bei der Analyse des mittelfristigen Momentums der letzten 50 Tage aus. Gemessen an diesem Kriterium befinden sich nur noch knapp 52 % der bedeutendsten deutschen Einzelwerte in einem Aufwärtstrend. Wenngleich das Kriterium der relativen Stärke zumindest noch für gut 59 % der 110 HDAX®-Titel einen Haussetrend anzeigt, muss man unter dem Strich eine nachhaltige Eintrübung der Marktbreite in Deutschland im Vergleich zur Situation von vor einem Jahr konstatieren (Stand: 18.12.2015).
 
 
  NYSE A-/D-Linie (Daily)  
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Dow-Theorie: Gefahr im Verzug
Noch schlechter präsentiert sich das Bild bei Betrachtung der 19 Branchenindizes des Stoxx® Europe 600. Für eine deutliche Mehrheit an Sektoren muss hier nach den Maßstäben des Momentums und der relativen Stärke sogar von einem Baisseimpuls ausgegangen werden. Als der Hemmschuh schlechthin könnte sich allerdings die Dow-Theorie erweisen. Eine der Kernforderungen von Charles Dow, die das Rückgrat der technischen Analyse bilden, lautete: „Die Indizes müssen sich gegenseitig bestätigen!“. Gemeint waren bzw. sind der DJIA auf der einen und der DJ Transportation auf der anderen Seite. Aber genau dies ist seit November 2014 nicht mehr der Fall (siehe Chart 1). Die Diskrepanz zwischen den beiden Börsenbarometern hat sich im abgelaufenen Jahr sogar verschlimmert. Während der Dow Jones in Schlagdistanz zu seinem Allzeithoch bei 18.351 Punkten notiert, mussten die Transporttitel jüngst sogar ein neues Verlaufstief verkraften. Trotz des bekanntermaßen massiv unter Druck stehenden Ölpreises besteht damit die akute Gefahr, dass 2015 als sog. „bearish engulfing“ auf Jahresbasis in die Börsengeschichte eingehen wird. Letztlich hat sich die Schere zwischen beiden Indizes weiter geöffnet – eine Konstellation, die alles andere als eine gesunde Marktverfassung nahelegt.
 
 
  S&P 500® (Daily)  
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A-/D-Linie: Achillesferse der laufenden Hausse
Bei der Beurteilung der grundsätzlichen Marktverfassung wollen wir im nächsten Schritt auf den ältesten Marktbreitemaßstab überhaupt, die Advance-/Decline-Linie, eingehen. Dieses Barometer bildet den Saldo aus gestiegenen und gefallenen Aktien ab. Dank der beschriebenen Berechnungsweise treten strukturelle Schwächen einer Marktbewegung regelmäßig offen zu Tage. Dies ist beispielsweise dann der Fall, wenn in der Spätphase der Hausse nur noch wenige hochkapitalisierte Titel den zugrundeliegenden Index auf neue Hochstände ziehen, während die Masse der Indexmitglieder bereits zurückbleibt. Genau diese Konstellation liegt derzeit für alle an der NYSE notierten Papiere vor, denn der Rekordstand beim S&P500® vom Mai wurde nicht mehr von der Mehrzahl der Titel bestätigt. Insgesamt durchschreitet die A-D-Linie derzeit einen Distributionsprozess (siehe Chart 2). Noch schlechter präsentiert sich das Marktbreitebarometer, wenn es auf die Nasdaq angewandt wird. Während die Technologietitel im Jahresverlauf 2015 mehrfach das alte Allzeithoch aus dem Jahr 2000 bei 5.133 Punkten überwinden konnte – zuletzt im Dezember –, fällt die A-/D-Linie bereits seit fast zwei Jahren.
 
 
  S&P 500® (Quarterly)  
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Breiter Markt hält nicht mehr Schritt
Noch krasser fällt die Diskrepanz bei der Anzahl neuer 52-Wochen-Hochs für alle an der NYSE notierten Papiere aus, die seit dem Jahr 2013 auf dem Rückzug ist. Die seither verbuchten neuen Indexhochs wurden also von einer immer geringeren Anzahl von Einzeltiteln bestätigt. Unter dem Strich zeigen diverse Marktbreiteindikatoren inzwischen für die Masse der Titel klare strukturelle Schwächen an, denn offensichtlich tragen immer weniger Werte die laufende Hausse. In die gleiche Kerbe schlägt ein weiteres Argument: So zählt es zu den klassischen Verhaltensmustern, dass sich in der Spätphase einer Aufwärtsbewegung die großen „blue chips“ besser schlagen als der breite Markt. Aktuell lässt sich dieses Phänomen beispielsweise beim S&P 100® in Relation zum marktbreiten S&P500® identifizieren. So konnten die 100 größten amerikanischen Standardwerte im Sommer nochmals auf ein neues Allzeithoch bei 948 Punkten vorstoßen, wohingegen das Rekordhoch beim marktbreiteren Aktienbarometer vom Mai stammt und der S&P500® damit neue Hochs (bisher) schuldig blieb (siehe Chart 3). Die Divergenz trat Anfang November nochmals offen zu Tage, als die 100 größten US-Werte das Maihoch nochmals überbieten konnten, während der S&P500® unterhalb des korrespondierenden Hochs verharrte.
 
 
  S&P 500® (Monthly)  
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Risikomanagement im Vordergrund
Die „mahnenden Zeigefinger“ in Form der angeführten Marktstrukturindikatoren sollten Anleger als Warnung für ein schwieriges Jahr 2016 verstehen. In der Summe weist der seit 2009 laufende Hausseimpuls einen recht betagten Zustand auf. Deshalb müssen sich Investoren zu Jahresbeginn 2016 vor allem mit den Risiken auseinandersetzen. Die Notwendigkeit dieser Vorgehensweise unterstreicht z. B. der Quartalschart des S&P500®, wo die letzten 3-Monats-Kerzen allesamt markante Dochte aufweisen. Zusammen mit dem jüngsten „inside quarter“ dokumentiert dies den Respekt der Marktteilnehmer vor den Rekordständen bei gut 2.100 Punkten (siehe Chart 4). Ein Grund mehr, sich zunächst mit potentiellen Stopp-Marken auseinanderzusetzen, zumal die amerikanischen Standardwerte zuletzt einen idealtypischen Pullback an den alten Aufwärtstrend seit Herbst 2011 (akt. bei 2.108 Punkten) vollzogen. Deshalb sollte die Kombination aus dem Jahrestief 2015 (1.867 Punkte), der 38-Monats-Linie (akt. bei 1.858 Punkten) sowie dem Tief vom Oktober 2014 bei 1.821 Punkten nicht mehr unterschritten werden. Andernfalls müsste beim S&P500® von einer abgeschlossenen Toppbildung mit einem Abschlagspotential von gut 200 Punkten ausgegangen werden (siehe Chart 5).
 
 
  S&P 500® (Monthly)  
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Strategischer Stopp anhand des MSCI World
Unter Risikogesichtspunkten erweist sich zusätzlich ein Blick auf den Chartverlauf des MSCI World als hilfreich. Das weltweite Aktienbarometer musste im Jahresverlauf 2015 den steilen Aufwärtstrend seit Herbst 2011 (akt. bei 1.873 Punkten) preisgeben. Damit ist gleichzeitig der Versuch der Trenddynamisierung des seit 2009 gültigen Basisaufwärtstrendkanals (Begrenzungen akt. bei 1.816 bzw. 1.334 Punkten) gescheitert. Doch das war nicht nur die einzige negative Weichenstellung, denn mittlerweile fällt die 38-Wochen-Linie (akt. bei 1.715 Punkten) und hat sich zuletzt bereits als Bremsklotz erwiesen. Der wichtigste Punkt ist allerdings die Tatsache, dass die letzten drei Verlaufstiefs allesamt im Bereich von rund 1.550 Punkten ausgeprägt wurden. Dieses Level harmoniert bestens mit dem Hoch vom Mai 2008 bei 1.567 Punkten und fungiert gleichzeitig als Nackenlinie einer möglichen Schulter-Kopf-Schulter-Formation (siehe Chart 6). Definiert wird die potentielle obere Umkehr durch die Hochs bei 1.766/1.844/1.724 Punkten. Vor diesem Hintergrund muss ein Abgleiten unter die o. g. Demarkationslinie bei 1.572/46 Punkten unbedingt verhindert werden, so dass sich dieses Level als strategischer Stopp für das Jahr 2016 anbietet.
 
 
  MSCI World (Weekly)  
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Gewinnserie ist Geschichte
Eine wichtige Orientierungshilfe für das Jahr 2016 stellt der Jahreschart des Dow Jones dar, bei dem eine Serie von sechs Gewinnjahren in Folge zu Ende gehen dürfte. Bei der Analyse des Jahrescharts sticht aber noch ein weiteres Detail ins Auge: Sowohl die Hochs (18.103 zu 18.351 Punkte) als auch die Tiefs bei 15.341/70 Punkten der letzten beiden Jahre liegen dicht beieinander (siehe Chart 7). Die jeweiligen Extrempunkte geben gewissermaßen die Leitplanken für 2016 vor. Aufgrund der – zumindest per Saldo – recht geringen Veränderungen der letzten beiden Jahre, sollten sich Investoren auf einen dynamischen Bewegungsimpuls einstellen, wenn die genannten Schwellenwerte von 18.351 Punkten über- bzw. von 15.341 Punkten unterschritten werden. Im negativen Fall würde auch im Verlauf des DJIA eine abgeschlossene Toppbildung vorliegen. Aufhorchen sollten Anleger zudem aufgrund der unterdurchschnittlichen Schwankungsbreite. 2015 lagen beim S&P500® zwischen Jahrestief und -hoch lediglich 14 %, was der geringsten Schwankungsbreite seit 2005 entspricht. Seit 1928 wiesen die amerikanischen „blue chips“ nur sechs Mal eine noch geringere Schwankungsbreite auf. Unter dem Strich muss man kein großer Prophet sein, um für 2016 von einer höheren Volatilität auszugehen.
 
 
  Dow Jones Industrial Average (Yearly)  
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Taktgeber für 2016
Neben den angeführten US-Indizes halten wir den Chartverlauf des Stoxx® Europe 600 für einen der wichtigsten Seismographen der weiteren Aktienmarktentwicklung. Schließlich haben sich die europäischen Standardwerte in eine „make or break“-Situation hineinmanövriert. So fungieren die Hochpunkte aus den Jahren 2007, 2000 und 2015 bei 401/408/415 Punkten als ultimativer Deckel. Die Bedeutung dieser Barrieren lässt sich leicht daran ablesen, dass ein Ausbruch auf der Oberseite die seit fast 20 Jahren bestehende Tradingrange zwischen rund 160 und gut 400 Punkten beenden würde. Mit anderen Worten: Gelingt der Befreiungsschlag, entsteht nochmals ein bedeutendes Investmentkaufsignal. Im Erfolgsfall definiert die Trendlinie (akt. bei 439 Punkten), die diverse Hochs seit April 2010 verbindet, das nächste Anlaufziel. Aufgrund des „bearish engulfing“ auf Monatsbasis müssen sich Anleger zu Jahresbeginn aber auch hier vor allem auf die Unterseite fokussieren. Dabei gilt es, die Bastion aus dem Haussetrend seit März 2009 (akt. bei 346 Punkten), einem Fibonacci-Retracement (337 Punkte) sowie der 38-Monats-Linie (akt. bei 337 Punkten) unbedingt zu verteidigen (siehe Chart 8). Aufgrund der beschriebenen Entscheidungssituation dient der Stoxx® Europe 600® als einer der wichtigsten Taktgeber für 2016 (wird fortgesetzt).
 
 
  Stoxx Europe 600 (Monthly)  
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Quelle

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