Jahresausblick - Aktienmärkte - Teil 2
Im Folgenden möchten wir unseren Jahresausblick 2021 für die Aktienseite mit etwas mehr charttechnischem Leben – sprich konkreten Chartzielen, Stop-Marken etc. – füllen. Beginnen wir mit dem Dow Jones®. Erstmals in seiner mehr als 120-jährigen Geschichte haben die US-Standardwerte Ende November die Marke von 30.000 Punkten erreicht. Dank des neuen Rekordstandes ist auch eine der absoluten Kernforderungen der Dow-Theorie erfüllt, wonach sich die Indizes (Dow Jones Transportation und DJIA®) gegenseitig bestätigen müssen (siehe oben). Charttechnisch kommen zwei echte Katalysatoren hinzu. Da ist zum einen die Auflösung der seit September bestehenden (aufwärts-)trendbestätigenden Flagge (siehe Chart). Zum anderen bildet der gesamte Rückschlag des Jahres 2020 letztlich ein „V-förmiges“ Kursmuster. Im „uncharted territory“ ergeben sich die nächsten Anlaufziele in Form des kalkulatorischen Kursziels der angeführten Flagge (33.000 Punkte) sowie der 138,2%-Fibonacci-Projektion des gesamten Baisseimpulses vom Frühjahr (33.906 Punkte). Zusammen mit der Trendlinie seit 1929 (siehe oben) deuten also ganz unterschiedliche Verfahren der Technischen Analyse auf ein Kurszielcluster bei gut 33.000 Punkten hin.
Dow Jones Industrial Average (Weekly)
5-Jahreschart Dow Jones Industrial Average
So geht Risikomanagement 2021
Als Absicherung auf der Unterseite bietet sich indes das Aufwärtsgap von Anfang November (28.902 zu 28.495 Punkte) an, denn bei einem Schließen dieser Kurslücke wäre das Rebreak des Septemberhochs (29.199 Punkten) sowie der Rückfall in die beschriebene Konsolidierungsflagge zu beklagen. Versehen mit diesem Stop-Loss ergibt sich zum Jahresultimo 2020/21 ein potenzieller Longtrade mit gutem Chance-Risiko-Verhältnis – trotz luftiger Rekordhöhen im Dow Jones®. Beim Thema aktives Money Management gibt es allerdings einen Chart, den wir zu diesem Zweck für noch sehr viel besser geeignet halten: Den Kursverlauf des Nasdaq Composite. Zunächst signalisiert der Monatschart der Technologietitel, dass die Rally der letzten Dekade absolut intakt ist. Mehr noch: Aus dem Haussetrendkanal seit 2009 (obere Begrenzung akt. bei 11.057 Punkten) ist das Technologiebarometer 2020 sogar nochmals nach oben ausgebrochen (siehe Chart). Getreu dem Lehrbuch unterstellt der Techniker in einer solchen Situation eine nochmalige Trenddynamisierung – Stichwort: „final blow off“-Bewegung auf der Oberseite. Doch das ist nur die eine Seite der Medaille. Die andere ist, dass der Nasdaq Composite diesen Ausbruch von nun an jeden Tag bestätigen muss!
NASDAQ Composite Index (Monthly)
5-Jahreschart NASDAQ Composite Index
10.800 Punkte: Strategischer Stopp
Ein Rutsch unter die letzten Monatstiefs bei rund 10.800 Punkten, verbunden mit einem Rückfall in den beschriebenen Basisaufwärtstrendkanal, käme deshalb einem echten Schuss vor den Bug der Bullen gleich. Da der MACD historisch extrem heißgelaufen ist und der RSI eine mehrjährige negative Divergenz anzeigt, messen wir einer negativen Weichenstellung eine enorme Bedeutung zu. An dieser Stelle müssen wir an eine alte Tradingweisheit erinnern: „Was es nach oben versucht hat, und gescheitert ist, versucht es in der Folge nach unten.“ Oder wie Goethe gesagt hätte: „Es nimmt der Augenblick, was Jahre geben!“ Deshalb sollten Investoren mit dem „Katastrophen-Stopp“ bei 10.800 Punkten in das neue Jahr gehen. Bitte nicht falsch verstehen, der Trend beim Nasdaq Composite ist absolut intakt, zumal auch hier ein neues Allzeithoch (12.595 Punkte) zu Buche steht. Doch an diesem Kursverlauf kann man das Risikomanagement in der laufenden Hausse festmachen, wie an kaum einem anderen! Schließlich ist es als vorsichtiger Kaufmann immer gut zu wissen, ab welchen Niveau technisch motivierte Anleger von einem Trendbruch ausgehen müssen. Bei einem relativen Blickwinkel hat die Technologierally noch krassere Spuren hinterlassen wie im eigentlichen Chartverlauf.
Nasdaq Composite Index (Monthly)
Der (vielleicht) verrückteste Chart der Geschichte
Das bringt uns zur „Mutter aller Fahnenstangen“: Dem Ratio-Chart zwischen dem Nasdaq100® und dem S&P 500®. Wenn der relative Kursverlauf in der Mitte – wie seit 14 Jahren – steigt, dann läuft der Technologiesektor besser als die US-Standardwerte. Dieser Trend hat sich zu Jahresbeginn 2020 nochmals deutlich beschleunigt. Charttechnisch schlägt sich dies in einem extrem dynamischen Ausbruch aus dem seit der Finanzmarktkrise bestehenden Aufwärtstrendkanal nieder (siehe Chart). In der Konsequenz ist der Outperformance-Trend von „big tech“ zwar absolut intakt, aber auch so heißgelaufen wie niemals zuvor. Sowohl der RSI als auch der MACD erreichen absolute Rekordhöhen. Manchmal sind langfristige Prognosen einfacher als der kurzfristige Ausblick auf das neue Jahr. Die letzten 15 Jahre waren zweifelsohne das Zeitalter der Technologietitel. In der folgenden Dekade dürfte es aber schwerfallen, den fulminanten Lauf zu wiederholen. Obwohl sich kurzfristig keine Trendwendesignale identifizieren lassen, dokumentiert der Ratio-Chart den Eintritt in eine Übertreibungsphase. Letzten Endes sorgt das Verhältnis Nasdaq100® zu S&P 500® damit für ein weiteres Plädoyer im neuen Jahr nicht zu sorglos, sondern vielmehr mit einem strikten Stoppmanagement zu agieren.
Ratio-Chart Nasdaq100/S&P500 (Monthly)
5-Jahreschart Ratio-Chart Nasdaq100/S&P500
Der Faktor „Saisonalität“
Als zusätzliche Orientierungshilfe ziehen wir im Jahresausblick traditionell saisonale Kursverläufe bzw. zyklische Faktoren heran. Insbesondere der Dekaden- und der US-Präsidentschaftszyklus, als die wichtigsten beiden Zyklen überhaupt, werden dabei analysiert. Solche saisonalen Verlaufsvergleiche geben oftmals Hinweise auf mögliche Wendepunkte. Aber schon das Herausarbeiten von Phasen, in denen Anleger mit saisonalem Rückenwind rechnen können bzw. mit Gegenwind konfrontiert werden, stellt einen echten Mehrwert dar. Dabei sollten Anleger die folgenden Charts niemals 1:1 auf das Jahr 2021 übertragen, sondern stets mit der konkreten charttechnischen Situation abgleichen. Der durchschnittliche Verlauf des „1er-Jahres“ – also 1901, 1911, 1921, … bis 2011 – legt für den DJIA® ein herausforderndes Gesamtjahr nahe. Das schlägt sich z. B. in der Trefferquote nieder. Sieben 1er-Jahre mit Kursgewinnen, stehen fünf Verlustjahrgänge gegenüber – in diesem Jahrtausend lautet die Quote sogar 50:50. Am hoffnungsvollsten gestaltet sich dabei noch die Phase zu Jahresbeginn bis ca. Mitte Mai (siehe Chart). Dann folgt die schwierigste Periode des Jahres, die in der Ausprägung eines zyklischen Tiefs per Anfang Oktober gipfelt.
Dow Jones Industrial Average (Daily)
US-Nachwahljahr: Das konträre Muster
Die anschließende Erholung kommt – gemessen am durchschnittlichen Verlauf aller 1-er-Jahre – eher einem volatilen Sägezahnmarkt gleich. Eine mögliche Jahresendrally fällt zu Beginn der Dekade also möglicherweise unterdurchschnittlich aus. Analog zum vorangegangenen „0er-Jahr“ hält der neue Jahrgang unter Risikogesichtspunkten unverkennbare saisonale Gefahren bereit. Ein Gegengewicht zur bescheidenen Perspektive des 1er-Jahres stellt der US-Präsidentschaftszyklus dar. Wenn Investoren das durchschnittliche Ablaufmuster des Dow Jones® in allen US-Nachwahljahren seit 1897 heranziehen, dann kommt der Jahresauftakt zwar einem volatilen Nullsummenspiel gleich. Doch im Verlauf des 1. Quartals sollte sich eine zyklische Kaufgelegenheit ergeben (siehe Chart). Der Rückenwind hält im Jahr nach der US-Präsidentenwahl bis in den Spätsommer an, ehe es zur Ausprägung einer klassischen September-/Oktoberdelle kommt. Die Ende Oktober einsetzende Jahresendrally sorgt dann für ein versöhnliches Jahresende. Im Durchschnitt kann der Dow Jones® im Nachwahljahr zwar um rund 7 % zulegen, doch die Trefferquote fällt mit 17 zu 14 – gemessen am Bullenmarkt der letzten 120 Jahre – nicht gerade überbordend aus.
Dow Jones Industrial Average (Daily)
Schwächerer Anstieg, tieferer Einschnitt
Bei der Zyklenanalyse müssen wir 2021 einen weiteren Wermutstropfen beklagen: Besonders wertvoll sind Situationen, in denen die saisonalen Rahmenbedingungen Hand in Hand gehen. Das ist leider bis auf die Teilaspekte „Kursgewinne eher bis Mai“ sowie das „Rückschlagrisiko im September“ nicht der Fall. Deshalb könnten Investoren auf die Idee kommen beide Zyklen zusammenzuführen und mit dem „1er Nachwahljahr“ die saisonale Schnittmenge zu bilden. Die beiden bekanntesten Zyklen fallen alle 20 Jahre zusammen. Die Historie des Dow Jones® über die letzten 120 Jahre bietet Anlegern also lediglich sechs Beobachtungspunkte. Ungeachtet dieses statistischen Makels scheint das „1er-Nachwahljahr“ eher durch den Dekaden- als durch den Präsidentschaftszyklus dominiert zu sein. Schließlich fällt der Kursanstieg bis Mai sogar schwächer aus. Dafür muss der Dow Jones® in der saisonalen Schwächephase bis September einen tieferen Einschnitt verkraften (siehe Chart). Die klassischen saisonalen Sommergefahren im August/September lassen sich hier besonders gut erkennen, so dass Anleger gerade im dritten Quartal ein striktes Stoppmanagement beachten sollten. Negative Chartmuster dürften im Hochsommer auf fruchtbaren saisonalen Boden fallen.
Dow Jones Industrial Average (Daily)
Europa mit Aufholpotenzial?
Nach diesem saisonalen Schwerpunkt wenden wir uns im nächsten Schritt den europäischen Aktienmärkten zu. Zum Jahreswechsel 2020/21 ist der alte Kontinent aus zwei Gründen besonders interessant: Zum einen liefert die Marktbreite in Form der Advance-/Decline-Linie eine Steilvorlage (siehe oben). Zum anderen verharrt der Anteil von Eurozonen-Aktien in globalen Portfolien laut der monatlichen Reuters Asset Allocation-Umfrage auf historisch niedrigen Niveaus. Unterjährig – d. h. im Jahresverlauf 2020 – kam es sogar nochmals zu einem neuen Low. Gerade die Herzen antizyklischer Investoren sollten deshalb bei europäischen Dividendentiteln derzeit höherschlagen! Beim nüchternen Blick auf den Quartalschart des STOXX® Europe 600 lässt sich für die vergangenen 12 Monate ein klassisches 1:1 erkennen. Auf einen der brutalsten Fehlausbrüche der letzten 20 Jahre, folgte ein „false break“ auf der Unterseite. Immerhin haben die europäischen „blue chips“ damit die drohende Topbildung seit 2013 abgelehnt. Letztlich hat sich vielmehr die Glättungslinie der letzten 38 Quartale (akt. bei 342 Punkten) als solide Unterstützung entpuppt. Für die Kursprognose scheint eine alte Dreiecksformation wieder wichtig zu werden (siehe Chart).
STOXX® Europe 600 (Quarterly)
5-Jahreschart STOXX® Europe 600
Ausbruch: Dieses Mal aber richtig!
Schließlich lotet der STOXX® Europe 600 gerade eine alte Abwärtstrendlinie (akt. bei 392 Punkten) aus, welche die Hochs von 2015 und 2018 verbindet, und gleichzeitig die obere Begrenzung des diskutierten Dreiecks absteckt. Eine „bullishe“ Auflösung dieses Chartmusters würde Hoffnungen wecken, dass im zweiten Anlauf der nachhaltige Ausbruch aus der großen Schiebezone der letzten 20 Jahre doch noch gelingt. Wir erwarten deshalb, dass ein Lüften des ultimativen Deckels bei gut 400 Punkten im neuen Jahr erneut zum Investmentthema werden sollte. Im Erfolgsfall bildet die Kursentwicklung der letzten acht Jahre eine große Tradingrange, aus der sich ein kalkulatorisches Anschlusspotential von mindestens 100 Punkten ergibt. Das bisherige Allzeithoch vom Februar 2020 bei 434 Punkten sollte somit noch nicht das Ende der Fahnenstange markieren. Das Nachholpotential Europas lässt sich noch eindrucksvoller anhand des Euro STOXX 50® verdeutlichen, denn seit sechs Jahren pendelt der Index lediglich seitwärts. Seit Beginn des Jahrtausends ist die Entwicklung per Saldo sogar immer noch abwärtsgerichtet. Der besondere Aktienjahrgang 2020 hat in Form eines achtfachen Außenstabs im Jahreschart des Euro STOXX 50® tiefe Spuren hinterlassen (siehe Chart).
EURO STOXX 50® (Annually)
5-Jahreschart EURO STOXX 50®
3.700: It`s all about 3.700
Immerhin konnte der Aufwärtstrend seit 2009 letztlich verteidigt werden und auch der seit 2000 bestehende Basisabwärtstrend scheint an Strahlkraft zu verlieren. Im neuen Jahr kommt es sogar zum Schnittpunkt der beiden Trends (3.117/3.069 Punkte) – ein erster Fingerzeig für ein strategisches Stopp-Level. Gesondert hervorheben möchten wir die Bedeutung der Marke von 3.700 Punkten. In fünf der letzten sechs Jahre spielte dieses Niveau eine große Rolle. Ein nachhaltiger Sprung über diese Hürde würde für ein Ausrufezeichen hinter dem „Hammer“-Umkehrmuster von 2020 sorgen. Zur Feinjustierung der technischen Schlüsselmarken greifen wir auf den Monatschart des Euro Stoxx 50® zurück. Zunächst hat die Bestätigung der Kreuzunterstützung aus dem flachen Haussetrend seit 2009 sowie den Tiefs von 2016 bei knapp 2.700 Punkten die Ausprägung einer Topformation verhindert. Die starke Novemberperformance bietet nun die Option, den Basisbaissetrend seit 2000 endgültig vergessen zu machen. Ein Anlauf auf die Schlüsselmarke von 3.700 Punkten stellt deshalb fast die „Pflicht“ dar. Die „Kür“ wäre ein nachhaltiger Sprung über diese Hürde, denn dann mutiert das im Frühjahr drohende Top zu einer trendbestätigenden Schiebezone mit einem Anschlusspotential von 1.000 Punkten (siehe Chart).
EURO STOXX 50® (Monthly)
Japan: Der vergessene Markt
Im Rahmen unseres Jahresausblicks machen wir es uns stets zur Aufgabe, ihnen einige Überraschungskandidaten mit überzeugendem Chartbild aufzuzeigen. In diesem Jahr möchten wir hierzu den Blick zunächst auf den japanischen Aktienmarkt schweifen lassen. Dabei ist der Blick gen Osten für Anleger auch immer ein antizyklischer. Schließlich ist der Nikkei im Gegensatz zu vielen anderen Aktienbarometern noch meilenweit von seinem Allzeithoch von Ende 1989 bei knapp 39.000 Punkten entfernt. Aber genau in diesem Schattendasein liegt der Reiz der aktuellen Chartkonstellation. So konnten im November die horizontalen Hürden der letzten drei Jahre bei gut 24.000 Punkten übersprungen werden (siehe Chart). Der skizzierte Befreiungsschlag besitzt den zusätzlichen Charme, dass die gesamte Kursentwicklung des Jahres 2020 somit als „V-Muster“ interpretiert werden kann. Gleichzeitig sorgt dieses Chartmuster für ein zusätzliches Ausrufezeichen hinter der Bodenbildung der letzten drei Dekaden. Das Risiko eines Fehlausbruchs auf der Oberseite wird dabei durch den Abwärtstrendbruch im Verlauf der Relativen Stärke (Levy) reduziert. Aus der Tiefe des zwischenzeitlichen Kurseinbruchs des Jahres 2020 ergibt sich sogar ein langfristiges Kursziel von rund 31.000 Punkten.
Nikkei 225 Index (Monthly)
5-Jahreschart Nikkei 225 Index
Ausbruch aus der Lethargie der letzten Dekade
Der MSCI Emerging Markets weist derzeit eine deutliche Parallele zur Kursentwicklung des Nikkei auf: Aus Investorensicht war auch mit den Schwellenländern in der letzten Dekade kaum ein Staat zu machen. Unter großen Schwankungen bewegte sich der Index seit 2007 lediglich seitwärts. Doch nach dieser verlorenen Dekade besteht derzeit Hoffnung auf Besserung. So konnte das Aktienbarometer zuletzt das Januarhoch bei 1.150 Punkten überschreiten. Damit liegt auch hier eine „V-Formation“ vor (siehe Chart). Das Anschlusspotential dieses Kursmusters – abgeleitet aus der Tiefe des zwischenzeitlichen Einschnitts – lässt sich auf beachtliche 400 Punkte taxieren. Selbst das bisherige Allzeithoch aus dem Jahr 2007 bei 1.345 Punkten könnte also nur ein Etappenziel darstellen. Aber auch relativ, d. h. im Vergleich zum MSCI World, machen die Emerging Markets derzeit eine gute Figur. Nach Jahren der Underperformance gewinnt eine Bodenbildung im Ratio-Chart mehr und mehr an Konturen. Typisch für den MSCI EM ist zudem, dass sich dynamische Anstiege und lange Seitwärtsphasen abwechseln. Bleibt zu hoffen, dass sich die Geschichte wiederholt, denn somit könnten Aktien aus den Schwellenländern tatsächlich ihre verlorene Dekade überwinden.
MSCI Emerging Markets Index (Weekly)
5-Jahreschart MSCI Emerging Markets Index
Die Acht, die lacht!
Nach diesem Exkurs zu möglichen Überraschungskandidaten des neuen Jahres wenden wir uns final endlich den charttechnischen Perspektiven des DAX® zu. Dabei möchten wir zunächst nochmals auf die Kernunterstützung bei gut 8.000 Punkten zurückkommen. Zur Erinnerung: Auf diesem Niveau fallen die alten Rekordstände von 2007 und 2000 (8.152/8.136 Punkte) mit der 200-Monats-Linie (akt. bei 8.405 Punkten) sowie dem Basisaufwärtstrend seit 1982 (akt. bei 7.988 Punkten) zusammen (siehe Chart 12). An diese massive Kumulationsunterstützung sollten sich Investoren im Verlauf zukünftiger Krisen erinnern! Doch das Haltebündel bietet Anlegern noch einen zusätzlichen Mehrwert: Gerade bei der Auswahl von Anlagezertifikaten sollte eine derart massive Unterstützungszone Berücksichtigung finden. So bieten Anlagezertifikate mit „Bastion 8.000“ Investoren möglicherweise einen Ausweg in den schwierigeren Phasen 2021, indem sie mit recht großen Puffer dennoch positive Renditen ermöglichen. Im nächsten Schritt soll es vor allem um die Chancen am heimischen Aktienmarkt gehen. Seit Mitte des Jahres ringen die deutschen Standardwerte immer wieder mit der Widerstandszone bei 13.300/13.500 Punkten.
DAX® (Monthly)
5-Jahreschart DAX®
13.500 Punkte: Wichtiger als das Allzeithoch
Da dieses Level bereits seit Ende 2017 immer wieder eine entscheidende Rolle gespielt hat, ergibt sich hier der „ultimative Deckel“ für das Aktienbarometer. Die Marke von 13.500 Punkten ist deshalb für uns sogar wichtiger als das bisherige Allzeithoch bei 13.795 Punkten. Mit anderen Worten: Ein Lüften des diskutierten Deckels ebnet dem DAX® den Weg zu neuen Rekordständen, zumal der trendfolgende MACD nach dem Aufsetzen auf seiner Signallinie ein neues Einstiegssignal generiert hat. Die Bedeutung der angeführten Barrieren sowie die Tragweite des diskutierten Befreiungsschlags untermauert der Point & Figure-Chart der deutschen „blue chips“ auf eindrucksvolle Art und Weise. Schließlich entsteht jenseits dieses Widerstands auch bei dieser Chartdarstellungsform ein prozyklisches Investmentkaufsignal (siehe Chart). Aufgrund der Güte dieser Weichenstellung erwarten wir im Erfolgsfall nachhaltig neue Allzeithochs. Anleger können dann die Kursentwicklung der letzten sechs Monate als nach oben aufgelöste Schiebezone zwischen 11.500 Punkten und 13.500 Punkten interpretieren. In der Konsequenz ergibt sich aus der Höhe des Konsolidierungsmusters ein Kursziel von rund 15.500 Punkten bzw. ein Kurspotenzial von nochmals gut 15 %.
DAX®-Point & Figure-Chart (Daily)
Kursziel 15.500 Punkte
Dieses Anlaufziel harmoniert gut mit dem bereits zu Beginn unseres Aktienausblicks angeführten Fibonacci-Cluster aus der 261,8%-Projektion des Kursrückgangs von Ende 2007 bis März 2009 sowie dem 138,2%-Pendant des Rückschlags vom Frühjahr 2020 (15.534/15.911 Punkte). Als wichtiger Katalysator könnte sich dabei der Wochenchart des Aktienbarometers erweisen. In diesem Zeitfenster kann der Kurseinbruch von Oktober dank der dynamischen Erholung seit dem 1. November einerseits als „V-förmiges“ Kursmuster interpretiert werden. Andererseits bildet die Atempause seit Anfang September eine Flaggenkonsolidierung (siehe Chart). Beide Kursmuster lassen auf ein Lüften des o. g. Deckels sowie neue DAX®-Allzeithochs schließen. Aber auch unter Risikogesichtspunkten dient der Wochenchart als nützliche Orientierungshilfe. So definiert die alte Flaggenbegrenzung (akt. bei 12.602 Punkten) zusammen mit der Aufwärtskurslücke von Anfang November (12.671 zu 12.596 Punkte) einen ersten wichtigen Rückzugsbereich. Als „Katastrophen-Stopp“ ist indes die Kombination aus dem Jahres-Pivot Punkt (11.767 Punkte; Stand: 7.12.), einem Fibonacci-Level (11.679 Punkte) sowie den verschiedenen Tiefs bei rund 11.600 Punkten prädestiniert.
DAX® (Weekly)
Der „unbestechliche“ Chart
Die Risikobetrachtung bringt uns nahtlos zur Analyse des DAX®-Kursindex – also zum Chartverlauf der deutschen Standardwerte ohne Berücksichtigung der Dividenden –, dem in Sachen Money Management die Funktion eines Frühwarnsystems zukommt. Doch der Reihe nach: Per Ende November gelang dem Aktienbarometer der Spurt über die Widerstandszone bei rund 5.600 Punkten. Ein dreifaches Fibonacci-Bündel (5.454/5.555/5.644 Punkte) bildet hier zusammen mit der 38-Monats-Linie (akt. bei 5.522 Punkten) sowie verschiedenen Tiefs bei rund 5.600 Punkten eine absolute Schlüsselzone (siehe Chart). Ein Sprung über die Hochs von November/September bei 5.819/5.831 Punkte würde den Ausbruch auf der Oberseite mit einem zusätzlichen Ausrufezeichen versehen. Damit wäre dann der Grundstein für einen Test des bisherigen Allzeithochs vom Januar 2018 bei 6.444 Punkten gelegt. Wem die o. g. DAX®-Stop-Loss-Marken zu weit entfernt sind, dem bietet der Kursindex die Möglichkeit einer engeren Absicherung. Schließlich würde ein Rebreak der o. g. Schlüsselzone, verbunden mit einem Abgleiten unter den Durchschnitt der letzten 38 Monate, für einen ersten Wermutstropfen sorgen. Damit ermöglicht die aktuelle Ausbruchssituation eine engmaschige Risikobegrenzung.
DAX® Kursindex (Monthly)
Fazit und Schlussplädoyer
Zu Jahresbeginn 2021 könnte die euphorische Stimmung ihren Tribut fordern und zu einem Durchatmen an den Aktienmärkten führen. Ein abgekühltes Sentiment ist im Anschluss die Basis, um die nach wie vor überzeugende Marktbreite in neue Allzeithochs an den Aktienmärkten umzumünzen. Beim DAX® dient die Marke von 13.500 Punkten als entscheidender Katalysator. Bis zur Jahresmitte könnten die deutschen Standardwerte durchaus Notierungen von rund 15.500 Punkten erreichen (siehe Chart). Unter saisonalen Gesichtspunkten ist dann aber vor allem das 3. Quartal korrekturanfällig. Ein möglicher Rückschlag fällt zwar vermutlich nicht so dramatisch wie im Februar/März 2020 aus, sondern erinnert vielleicht eher an Q4/2018. Dennoch könnte der Hochsommer einen Wendepunkt markieren. Die „Lackschuh“-Periode seit März 2020 droht dann schnell in „Barfüßigkeit“ umzuschlagen, so dass im 3. Quartal eher „all terrain“-taugliches Schuhwerk gefragt sein sollte. Schließen möchten wir mit einem selbstreflektierten Zitat von Alan Ayckbourn: „Nimm Deine Arbeit ernst, aber niemals Dich selbst!“ Deshalb werden wir unseren Jahresfahrplan 2021 regelmäßig kritisch überprüfen und einem Realitätscheck unterziehen. Frohe Weihnachten, alles Gute für 2021 und bleiben Sie gesund.
DAX® (Daily)
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