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VW: Das war noch nicht alles
Prozentual zweistellige Verluste bei einem DAX-Wert sind sehr selten. Aktionäre von VW mussten diese leidvolle Erfahrung nun mitmachen, am Montag rauschten die Papiere auf den tiefsten Stand seit Juli 2012. Damals notierte der DAX noch bei 6600 Punkten. Rund 14 Mrd. Euro an Marktkapitalisierung wurden vernichtet, dies entspricht ungefähr dem gesamten Börsenwert von Adidas oder der Deutschen Börse. Bußgelder von bis zu 18 Mrd. Dollar sind möglich, wobei die Summe wahrscheinlich zu hoch gegriffen ist. Am Ende könnte auf der Rechnung auch nur eine Mrd. Dollar stehen. Entscheidend wird sein, wie sehr der Konzern bei der Aufklärung die Behörden unterstützt.
Noch sind dies aber reine Spekulationen, die Unsicherheit ist entsprechend groß. Zudem drohen hohe Ausgaben für Nachbesserungen und Rücknahmen, Schadensersatzklagen, rechtliche Verfahren von Großaktionären und strafrechtliche Konsequenzen. Am Mittwoch kommt der Aufsichtsrat zu einer Krisensitzung zusammen. Finanziell werden die Wolfsburger die Folgen aber überstehen, mehr als 20 Mrd. Euro schlummerten Ende Juni in der Kriegskasse. Wesentlich schwerwiegender ist allerdings der massive Vertrauensverlust. In den USA und somit auf dem zweitgrößten Absatzmarkt der Welt drohen die Verkäufe in den kommenden Monaten oder sogar Jahren deutlich niedriger auszufallen als bisher prognostiziert. Der Imageschaden könnte auch auf andere Märkte übergreifen und die Absatzzahlen massiv belasten. Schließlich steht nun das höchste Gut des Konzerns, die Glaubwürdigkeit, auf dem Spiel.
Vor diesem Hintergrund verlieren Bewertungsfragen derzeit an Relevanz. Für das laufende Jahr lagen die Konsensschätzungen bisher bei einem Ergebnis je Aktie von 15 Euro, für 2016 wurden aufgrund der sich eintrübenden Perspektiven in China weniger als zwölf Euro avisiert. Damit würden die Papiere trotz des Kursdebakels am Montag mit einem 2016er-KGV von gut elf gehandelt. Zur Einordnung: Der 10-Jahres-Durchschnitt liegt mit 9,3 sogar noch deutlich tiefer. Derzeit ist noch vollkommen offen, ob VW die unterstellten Gewinne überhaupt liefern kann. Auch auf Basis der Markttechnik muss es nicht zwingend zu einer schnellen Gegenbewegung kommen. Vergleichbar ist die Ausgangslage mit der Situation im Sommer 2011, als die Papiere ebenfalls um gut 20 Prozent unter ihrer 21-Tage-Linie notierten. Vor gut vier Jahren setzte sich die Abwärtsbewegung weiter fort. Kurzfristig dürften viele Fondsmanager den Wert aus ihren Depots entfernen, um den Verlierer am Jahresende nicht ausweisen zu müssen. Auch dies spricht gegen eine schnelle Erholung. Für die VW-Aktie verbessern sich die Perspektiven erst wieder, wenn die Auswirkungen des Skandals genauer abgeschätzt werden können.
Aktuelle Optionsscheine auf Volkswagen

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Basispreis/
KO-Schwelle |
125,00 |
Omega |
4,74 |
Laufzeit |
18.03.2016 |
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Basispreis/
KO-Schwelle |
125,00 |
Omega |
-4,01 |
Laufzeit |
18.03.2016 |
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