09.03.2018 09:25
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Öl weekly: Peak Oil Demand weiter weg als gedacht

Die Frage nach dem „Peak“ beim Ölkonsum ist ein zuletzt sehr intensiv diskutiertes Thema. Hierzu gibt es so viele Meinungen wie Analysten. Jüngst bekräftige das britische Ölunternehmen BP die Auffassung, dass der Höhepunkt bei der Ölnachfrage in den späten 2020er Jahren eintreten dürfte. Gleichzeitig gibt es Projektionen, welche erst in den Jahren 2040er Jahren mit dem Eintreten von „Peak Oil Demand“ rechnen. Häufig wird dabei die massenweise Adaption von Elektrofahrzeugen als Hauptsache für nachlassenden Konsum von Ölprodukten herangezogen. Aber auch eine insgesamt zunehmende Energieeffizienz, wodurch eine weitere, wenn auch langsame, Entkoppelung des Ölnachfragewachstums von der wirtschaftlichen Dynamik in den Industriestaaten erreicht wird.

Auch wenn wir nicht von einem baldigen Ende des Ölnachfragewachstums ausgehen, dürfte sich dieses Anfang der nächsten Dekade aufgrund zunehmender Energieeffizienz sichtlich verlangsamen. Während in den vergangenen drei Jahren die Nachfrage um durchschnittlich rund 1,7 % YoY wuchs, dürfte diese Rate bis 2025 auf 0,9 % und bis 2030 auf 0,6 % abnehmen. Die Auswirkungen strengerer Wirkungsgradnormen bei Fahrzeugen/Transportmitteln, vor allem bei LKWs und Schiffen, sollten zwar im Laufe der Zeit für zusätzliche große Einsparungen beim Kraftstoffverbrauch sorgen, dürften aber das Wachstumstempo reduzieren. Diesen Projektionen steht jedoch ein enormes Wachstumspotential, vor allem in einigen Nicht-OECD-Ländern, gegenüber. Besonders Indien rückt allmählich als neue Wachstumslokomotive in den Fokus, da sich das Wachstum der chinesischen Nachfrage verlangsamt. Zwanzig Jahre des starken Nachfragewachstums in China, das von der raschen Industrialisierung und den Infrastrukturausgaben angetrieben wurde, weichen einer langsameren Dynamik, da sich die chinesische Wirtschaft in Richtung einer Dienstleistungsökonomie entwickelt. Der indische Pro-Kopf-Ölverbrauch beträgt heute nur 1,2 Barrel/Jahr, und bis 2022 rechnet die IEA mit einem Anstieg auf 1,5 Barrel/Jahr. Im Vergleich zu Chinas 3 Barrel pro Kopf und Jahr, zeigt sich, dass in Indien – vorbehaltlich gesellschaftlicher, wirtschaftlicher und ökologischer Unterschiede – noch viel Raum für Wachstum ist. Dies gilt auch für viele andere Entwicklungsländer, da immer mehr Familien auf der Einkommensskala aufsteigen und ihr erstes Auto kaufen können. Davon dürfte in den nächsten zehn Jahren vor allem die Nachfrage nach konventionellen Kraftstoffen profitieren, da in diesen Ländern nur ein begrenzter Anteil der Fahrzeugflotte tatsächlich Elektrofahrzeuge sein dürften.

Auf Basis der gegenwärtigen technologischen Möglichkeiten stößt eine massenweise Adaption von Elektrofahrzeugen schnell an natürliche Grenzen. Während der Markt implizit angenommen hat, dass Elektrofahrzeuge in absehbarer Zeit weit verbreitet sein werden, ist zu beobachten, dass Engpässe entlang der Supply-Chain von Batterien den Wachstumspfad von Elektrofahrzeugen verlangsamen könnten. Angenommen im Jahr 2025 werden rund 10 % der jährlich 75 Mio. verkauften Neufahrzeuge Elektrofahrzeuge sein, dann müsste sich die Lithiumproduktion innerhalb von zehn Jahren vervierfachen, um die Nachfrage allein aus dem Automobilbereich zu decken. Solch ein drastisches Wachstum bei der Produktion war in der Vergangenheit selten. Darüber hinaus, befinden sich die größten nachgewiesenen Lithium- bzw. Kobalt-Reserven in Ländern (Bolivien und DR Kongo) mit teilweise sehr instabilen politischen Institutionen. Dieser Umstand erhöht die potentiellen politischen Risiken für die massenhafte Ausbeutung dieser Reserven. Daher dürfte die Nachfrage nach Öl noch auf absehbare Zeit weiter wachsen wird, wenn auch mit abnehmender Dynamik.


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