Wie geht es mit Gold in 2021 weiter? Großer Technischer Jahresausblick

HSBC Daily Trading
 

 

In der Mitte, nicht am Ende des Trends!

„Politik ist die Kunst des Möglichen“, sagte einmal Otto von Bismarck. Übertragen auf die Technische Analyse könnte man Charts demzufolge als „die Kunst des Wahrscheinlichen“ bezeichnen. Wahrscheinlich war vor Jahresfrist, dass der Goldpreis aus der Bodenbildung des Jahres 2019 Kapital schlagen sollte. Mit unserer Überschrift: „Der Beginn einer neuen Rally“ hatten wir diese Erwartungshaltung auf den Punkt gebracht. Wenngleich wir dank des neuen Allzeithochs bei 2.072 USD einen absoluten Prognosetreffer gelandet haben, gehört zu einer realistischen Rückspiegelbetrachtung, dass der Märzrückschlag auf dem Weg dorthin, die Nerven von Edelmetallinvestoren nochmals auf eine harte Probe stellte. Um es mit den Worten eines weiteren Ex-Kanzlers und einem gesunden Maß an Selbstreflektion zu sagen: „Alles was gut geht, wird im Nachhinein als Strategie erklärt (Gerhard Schröder)!“ Das Jahr 2020 war also auch auf der Edelmetall- und Rohstoffseite alles andere als ein Selbstläufer. Schließlich musste der Silberpreis vor der fulminanten Rally im weiteren Jahresverlauf im März nochmals ein neues Verlaufstief (11,62 USD) verkraften – von einem Abtauchen des Ölpreises in negatives (Chart-)Territorium ganz zu schweigen.

Gold (Annually)

Chart Gold
Quelle: Refinitiv, tradesignal²
 

5-Jahreschart Gold

Chart Gold
Quelle: Refinitiv, tradesignal²



An der Börse ist vieles möglich – auch das Gegenteil!

Gerade in solchen Extremsituationen, die häufig von der Marktpsychologie dominiert werden, liefert die Technische Analyse Anlegern eine wichtige, manchmal vielleicht sogar die einzige, Orientierungshilfe. Angesichts großer Unsicherheiten an den Finanzmärkten, rekordtiefer oder gar negativer Zinsen sowie global ausgerollter Konjunkturprogramme sehen wir strukturelle Kurstreiber für die Edelmetallmärkte. Doch wir wollen uns ganz bewusst auf die technischen Rahmenbedingungen bei Gold, Silber und Co. fokussieren. Mit dem Blick in die „große Glaskugel“ möchten wir Ihnen mögliche Fixpunkte und einen klaren, nachvollziehbaren Fahrplan für das kommende Jahr an die Hand geben. Der alte Bergmannsspruch: „Vor der Hacke ist es dunkel“ ist allerdings nirgends so zutreffend, wie auf der Edelmetall- und Rohstoffseite. Deshalb werden wir unseren Fahrplan im Jahresverlauf immer wieder kritisch hinterfragen. Über eventuelle „Verzögerungen im Betriebsablauf“ oder gar Planabweichungen werden wir Sie im „Daily Trading“ informieren. Es lohnt sich also, unseren Newsletter regelmäßig zu verfolgen! Um Licht in das besagte Dunkel zu bringen, starten wir unseren Ausblick mit der Analyse des Jahrescharts des Goldpreises.

Gold (Annually)

Chart Gold
Quelle: Refinitiv, tradesignal²



Höchster Jahresschlusskurs der Historie

Grundsätzlich möchten wir Ihnen, liebe Leser, die Analyse langfristiger Charts und hoher Zeitebenen wärmstens ans Herz legen. Abseits des hektischen „Auf und Abs“ im Tagesbereich, lassen sich mit Hilfe hoher Zeiteinheiten oftmals die großen Trends identifizieren. Diese Feststellung sollten Anleger als flammendes Plädoyer für den Nutzen langfristiger Chartbetrachtungen verstehen, denn „alles nimmt ein gutes Ende für den, der warten kann.“ Auf Jahresbasis liefert der Goldpreis einen eindrucksvollen Beleg für dieses Tolstoi-Zitat, denn die fast deckungsgleichen Hochs der Jahre 2014 bis 2018 unterstreichen nochmals die strategische Tragweite des Spurts über die Marke bei 1.370 USD. Aus der damit abgeschlossenen langfristigen Bodenbildung hat der Goldpreis 2020 weiter Kapital schlagen können. Lohn der Mühen war Anfang August ein neues Allzeithoch bei 2.072 USD. Ein kleines Haar in der Suppe gibt es allerdings: Diesen Rekordstand konnte das Edelmetall nicht ganz über die Ziellinie retten. Vielmehr musste der Goldpreis das alte Allzeithoch vom September 2011 bei 1.920 USD wieder preisgeben. Dennoch steht mit hoher Wahrscheinlichkeit der höchste Jahresschlusskurs der Geschichte zu Buche (Stand 4. Dezember.: 1.834 USD; siehe Chart).

Gold (Annually)

Chart Gold
Quelle: Refinitiv, tradesignal²



Das nächste große Kursziel

In Schlagdistanz zum alten Rekordhoch sowie vor dem Hintergrund des trendfolgenden Charakters der TA können technisch motivierte Anleger also nicht wirklich „bearish“ in das neue Jahr gehen. Als Beleg für diese These dient der Quartalschart des Goldpreises. Hier lassen sich zwei langfristige Kurstreiber identifizieren. Zum einen die multiple S-K-S-Formation des Jahres 2019. Da deren kalkulatorisches Mindestkursziel von 1.670 USD bereits deutlich übertroffen wurde, können Investoren dieses Kursmuster sofort wieder abhaken. Zum anderen kann die Kursentwicklung von 2011 bis 2019 als langgezogene Korrekturflagge interpretiert werden (siehe Chart). Die Auflösung des beschriebenen Konsolidierungsmusters signalisiert also, dass der Basisaufwärtstrend seit Beginn des Jahrtausends wieder Fahrt aufnimmt. Das kalkulatorische Kursziel aus der (aufwärts-)trendbestätigenden Flagge lässt sich auf rund 2.280 USD taxieren. Diese Marke harmoniert gut mit dem ehemaligen Basisaufwärtstrend seit Beginn des Jahrtausends, der zu Beginn des neuen Jahres bei 2.308 USD verlaufen wird. Zusammen mit der 138,2%-Fibonacci-Projektion des gesamten Baisseimpulses von 2011 bis 2015 (2.254 USD) entsteht sogar ein markantes, charttechnisches Anlaufbündel.

Gold (Quarterly)

Chart Gold
Quelle: Refinitiv, tradesignal²



Langfristig sogar 2.500 USD möglich

Wenn Anleger die Kursentwicklung von Ende 2012 bis Mitte 2020 als „rounding bottom“ interpretieren (siehe Chart), dann ergibt sich – abgeleitet aus der Höhe der Formation – sogar ein langfristiges Anschlusspotential bis rund 2.500 USD. Dieses Kursmuster bringt uns ohne Umwege im Sinne des vorsichtigen Kaufmanns zur Risikobetrachtung, denn auch bei der strategischen Absicherung liefert der Quartalschart eine wichtige Hilfestellung. Zunächst signalisiert der markante Docht der Kerze vom 3. Quartal bzw. die „inside candle“ der letzten drei Monate 2020 die Notwendigkeit, sich mit dem Money Management auseinanderzusetzen. Die Schlüsselrolle kommt dabei der Nackenlinie des o. g. „rounding bottom“ bei 1.800 USD zu. Das Rebreak dieser Marke und damit das Konterkarieren der unteren Umkehr gilt es zukünftig unbedingt zu verhindern. Das Schlüssellevel besitzt sogar noch eine weitere Dimension: Bereits Ende 2011 sowie im Jahresverlauf 2012 hatte dieses Niveau immer wieder eine Rolle gespielt. Per Saldo schätzen wir die Bedeutung der 1.800er-Marke deshalb deutlich höher ein als die Relevanz des alten Allzeithochs bei 1.920 USD. Dieser enge Stop-Loss sorgt für ein attraktives Chance-Risiko-Verhältnis neuer Gold-Longengagements.

Gold (Quarterly)

Chart Gold
Quelle: Refinitiv, tradesignal²



Heikin Ashi: Wertvolle Erkenntnisse

Die herausragende Stellung der 1.800er-Marke möchten wir mit Hilfe des Heikin Ashi-Charts weiter verdeutlichen. Diese Chartdarstellungsform stützt sich auf die Bildung von Durchschnitten. Dadurch trägt die Methodik dem trendfolgenden Charakter der Technischen Analyse bereits in der Berechnungsgrundlage Rechnung. Da die Kurse auf Mittelwerten beruhen, lassen sich Trends oftmals klarer identifizieren. Für die aktuelle Einschätzung lässt der HA-Monatschart vor allem drei Rückschlüsse zu: Erstens, auf Heikin Ashi-Basis gelang dem Edelmetall im August ein Schlusskurs oberhalb des Rekordhochs von 2011. Zweitens, bildete der Goldpreis seither einige Innenstäbe aus, d. h. die Monatsrange verblieb innerhalb der im August gesetzten Leitplanken. Damit erhält die jüngste Kursentwicklung die Züge einer gesunden Konsolidierung. Übergeordnet sind die Punkte 1 und 2 deshalb „bullish“ zu interpretieren. Der dritte Erkenntnisgewinn bezieht sich auf den „Katastrophen-Stopp“ bei 1.800 USD. Im Heikin Ashi-Chart ergibt sich diese Unterstützung nicht nur aus den Hochs von 2011/12, sondern auch im laufenden Jahr – besonders im Juni und August – spielte diese Marke eine Rolle (siehe Chart). Bei einem Bruch dieser Bastion wären zudem die o. g. Innenstäbe endgültig negativ aufgelöst!

Gold (Monthly)

Chart Gold
Quelle: Refinitiv, tradesignal²



Neuer Schwung: Ab wann?

Der Jahres-Pivot Punkt (1.787 USD; Stand: 5. Dezember), d. h. der Mittelwert aus dem Jahreshoch, dem -tief und dem -schlusskurs, sorgt für ein letztes charttechnisches Ausrufezeichen hinter der Bedeutung der inzwischen schon fast gebetsmühlenartig wiederholten strategischen Absicherung bei rund 1.800 USD. Damit wollen wir die Risikobetrachtung endgültig verlassen. Vielmehr möchten wir Ihnen zum Abschluss der Goldbetrachtung Signalmarken für das neue Jahr mit auf den Weg geben, ab wann die Konsolidierung der letzten Monate abgeschlossen und das langfristige Goldpreis-Ziel bei 2.280 USD wieder ins Visier genommen werden sollte. Grundsätzlich stimmt die jüngste Atempause zuversichtlich. Ohne zu viel Terrain preisgeben zu müssen, findet hiermit ein Gewöhnungsprozess statt. Investoren wird also die Gelegenheit gegeben, sich zu akklimatisieren und sich mit den hohen Notierungen im Bereich des alten Allzeithochs vertraut zu machen. Auf „grün“ springt die Ampel wieder, wenn der Goldpreis das letzte Verlaufshoch bei 1.965 USD überspringt. Aus Sicht des Wochencharts würde dann zudem eine abgeschlossene Flaggenkonsolidierung vorliegen (siehe Chart), die den Grundstein für einen Anlauf auf die strategische Zielmarke bei 2.280 USD legt.

Gold (Weekly)

Chart Gold
Quelle: Refinitiv, tradesignal²



Saisonalität: Dürreperiode teilt zwei starke Phasen

Angelehnt an den US-Präsidentschaftszyklus untersuchen wir im nächsten Schritt den Einfluss des Faktors „Saisonalität“ auf die Goldpreisentwicklung. Die gute Nachricht vorweg: Die durchschnittliche Entwicklung aller US-Nachwahljahre seit 1973 zeichnet sich unter dem Strich durch einen deutlichen Kurszuwachs aus. Das saisonal günstige Umfeld schlägt sich auch in der Trefferquote nieder. Während der Goldpreis in acht von 12 Nachwahljahren zulegen konnte, musste das Edelmetall lediglich in vier Fällen Kursverluste verkraften. Hervorheben möchten wir dabei die starken Phasen von Ende Januar bis Anfang Juni sowie von Mitte August bis Ende Dezember (siehe Chart). Der zweite Abschnitt deckt sich perfekt mit dem grundsätzlichen Ablaufmuster an den Edelmetallmärkten, wonach der Goldpreis in den letzten Monaten des Jahres von einem saisonalen Rückenwind profitieren kann. Die beiden zyklisch begünstigten Phasen werden jedoch von einer saisonalen Dürreperiode im Hochsommer unterbrochen. Das typische Ablaufmuster des US-Nachwahljahres legt darüber hinaus die Ausprägung eines zyklischen Tiefpunktes Ende Januar nahe. Ab dann nimmt der Goldpreis möglicherweise die Beendigung der aktuell laufenden Konsolidierung in Angriff.

Gold (Daily)

Chart Gold
Quelle: macrobond, HSBC²



„false breaks are followed by fast moves“

Nach den saisonalen Überlegungen wollen wir nun eine relative anstellen, denn der Ratio-Chart zwischen dem Gold- und dem Silberpreis vollzog im Jahr 2020 einem bemerkenswerten „U-Turn“. Doch zunächst kam es im Frühjahr zu neuen historischen Hochständen jenseits der Marke von 110, d. h. Investoren mussten mehr als 110 Unzen Silber aufwenden, um 1 Unze Gold erwerben zu können. Letztlich erwies sich diese Entwicklung als finales Überschießen über den seit 2012 bestehenden Aufwärtstrendkanal (siehe Chart). Auf ein klassisches „false break“ folgte der Bruch des entsprechenden Aufwärtstrends der letzten acht Jahre. Damit dürfte eine lange Phase der Gold-Outperformance zum „kleinen Bruder“ ihr Ende gefunden haben. Auf der Zeitachse sollte das Silber-Comeback dabei länger als lediglich sechs Monate anhalten. Vielmehr bietet der jüngste Pullback an die charttechnische Schlüsselzone der letzten 35 Jahre bei rund 80 Investoren die Gelegenheit, nochmals neue Silberengagements in Erwägung zu ziehen. Im historischen Kontext handelt es sich immer noch um ein attraktives relatives Einstiegsniveau, zumal es dem Silberpreis in einer generellen Edelmetallhaussephase tendenziell leichter fällt, den Goldpreis zu schlagen (Fortsetzung am Montag).

Gold/Silber-Ratio (Monthly)

Chart Gold/Silber-Ratio
Quelle: Refinitiv, tradesignal²
 

5-Jahreschart Gold/Silber-Ratio

Chart Gold/Silber-Ratio
Quelle: Refinitiv, tradesignal²



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Quelle

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