08.01.2018 09:00
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10-jährige Rendite USA (Annually) - 2017 wenig Bewegung, 2018 umso mehr?

Seit vielen Jahren predigen wir, dass untere Zinswenden selten dynamisch vollzogen werden.
2017 wenig Bewegung, 2018 umso mehr?
Seit vielen Jahren predigen wir, dass untere Zinswenden selten dynamisch vollzogen werden. Vielmehr benötigt die Bodenbildung auf der Rentenseite regelmäßig vor allem Eines: viel Zeit! Im vergangenen Jahr fand dieses Börsenbonmot in doppelter Hinsicht eine Bestätigung. Zum einen fiel die Bewegungsdynamik sowohl dies- als auch jenseits des Atlantiks äußerst mager aus. Schließlich schwankten die 10-jährige Renditen jeweils nur zwischen 0,15 % und 0,64 % (D) bzw. 2,02 % und 2,63 % (USA). Zum anderen ist der Bodenbildungsprozess, der die Marktteilnehmer in Amerika bereits seit 2012 begleitet, wieder ein Jahr vorangeschritten. Im letzten Jahr haben wir die Frage aufgeworfen, ob in Bezug auf die USA das Tief von 2016 bei 1,32 % in der historischen Rückspiegelbetrachtung irgendwann mal als „ultimativer Wendepunkt“ bezeichnet werden muss. Die Frage nach dem „game changer“ wollen wir erneut aufgreifen. Einen Fingerzeig in diese Richtung liefert die US-Notenbank, die nach den Leitzinsanhebungen von Dezember 2015, Dezember 2016, März und Juni 2017 zuletzt erneut die Fed Funds Rate anhob. Bei der scheidenden Fed-Präsidentin Janet Yellen handelt es sich offensichtlich um eine heimliche Anhängerin der Technischen Analyse, denn möglicherweise wurde hiermit ein Trend begründet.
 
 
  10-jährige Rendite USA (Annually)  
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Candlestickkonstellation hat es in sich
Bei der Beantwortung dieser Frage wollen wir wie immer auf anerkannte Verfahren der Technischen Analyse zurückgreifen. Der Jahresausblick ist der passende Anlass, um zunächst einmal langfristige Chartverläufe und hohe Zeitebenen zu analysieren. Auf der Aktienseite gibt es die alte Tradingweisheit, wonach wir in Europa eine Lungenentzündung bekommen, wenn sich die Amerikaner einen Schnupfen zugezogen haben. Auch auf der Zinsseite können wir uns nicht vollständig von der Entwicklung in den USA freimachen. Deshalb beginnen wir mit dem langfristigen Kursverlauf der 10-jährigen Rendite in den USA. Nach den beiden „Hammer“-Umkehrmustern von 2015 und 2016 weist der Jahreschart für die abgelaufenen 12 Monate eine sog. „inside candle“ aus (siehe Chart 2). D. h. die Schwankungsbreite von 2017 verblieb innerhalb des Pendants des Vorjahres. Gleichzeitig stechen die markanten Lunten der letzten drei Jahre hervor, die den unterstützenden Charakter der 2 %-Marke unterstreichen. Für sich genommen bildet die 2017er-Kerze einen klassischen „Kreisel“ – ein Kerzenmuster, welches eine prozyklische Positionierung nahelegt. Dazu passen auch die letzten beiden Jahreshochs. Mit 2,63 % bzw. 2,64 % wurden diese auf nahezu identischem Niveau ausgeprägt.
 
 
  10-jährige Rendite USA (Annually)  
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2,64 % als strategischer Signalgeber
Mit anderen Worten: Einem Anstieg über die Schlüsselgröße bei 2,64 % messen wir einen signalgebenden Charakter bei. Schließlich würde eine solche Weichenstellung nicht nur den beschriebenen „Kreisel“, sondern auch den „Hammer“ aus 2016 „bullish“ auflösen. Gelingt der skizzierte Befreiungsschlag, dürfte die 10-jährige Rendite die Hochs der Jahre 2013/14 bei 3,04 % ins Visier nehmen. Die Bedeutung dieses Levels wird dabei noch zusätzlich durch das Zinstief von 2003 (3,07 %) unterstrichen. Oberhalb dieser Widerstandszone wäre darüber hinaus der sich im langfristigen Chartverlauf andeutende Doppelboden komplettiert (siehe erneut Chart 1), dessen rechnerisches Anschlusspotential sich auf knapp 1,70 %-Punkte taxieren lässt. Im Erfolgsfall wird demnach ein Test des seit Beginn der 1980er-Jahre dominierenden Baissetrends (akt. bei 3,51 %) mehr als wahrscheinlich. Da der Bodenbildungsprozess Investoren nun schon seit mindestens fünf Jahren begleitet, sind die zeitlichen Mindestanforderungen an eine untere Zinswende inzwischen mehr und mehr erfüllt. Um diesen Prozess nicht zu gefährden, gilt es in Zukunft das 2017er-Tief (2,02 %) – verstärkt durch das Pendant aus dem Jahr 2008 (2,04 %) – nicht mehr zu unterschreiten.
 
 
  10-jährige Rendite USA (Annually)  
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Markante Dochte soweit das Auge reicht
Im nächsten Schritt möchten wir uns dem Spiegelbild der Rendite – dem Kursverlauf des US-T-Note-Future zuwenden. Über das „nackte“ Abbild hinaus liefert auch hier der Jahreschart einen zusätzlichen Erkenntnisgewinn. Anders als der Renditechart blieb der US-T-Note-Future 2017 ein neues Extremum schuldig. Hier stammt das bisherige Allzeithoch (135 29/32) aus dem Jahr 2012. Darüber hinaus weisen die letzten vier Jahreskerzen jeweils markante Dochte auf. Die letzten drei Kerzen sind dabei sogar als klassische „shooting stars“ einzustufen, so dass Investoren derzeit eine Vielzahl von negativen Argumenten ausmachen können (siehe Chart 4). Die Kursentwicklung des abgelaufenen Jahres vollzog sich auch hier innerhalb des großen „shooting stars“ aus dem Vorjahr. In der Konsequenz liegt also ebenfalls ein klassisches „inside year“ vor, welches bei Notierungen unterhalb der Marke von 123 „bearish“ aufgelöst wäre. Bei genauerer Betrachtung fällt sogar auf, dass in vier der letzten fünf Jahre die Tiefs zwischen 123 10/32 und 122 23/32 ausgeprägt wurden. Auf diesem Niveau hat sich somit eine eminent wichtige Haltezone etabliert, deren Unterschreiten zu einem Brandbeschleuniger für den US-T-Note-Future werden könnte.
 
 
  10 Year T-Note Future (Annually)  
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Mögliches Doppeltopp – 123 als Sell-Trigger
Die Seitwärtsentwicklung der letzten Jahre zeugt dabei durchaus von einem aufgestauten Bewegungspotential. Die bereits oben erwähnten markanten Dochte unterstreichen, dass sich dieses eher auf der Unterseite entladen wird. Fällt die beschriebene Bastion, dann dürfte der seit Ende der 1980er Jahre bestehende Aufwärtstrend (akt. bei 118 27/32) sofort unter Druck geraten. Die These wird untermauert, wenn Anleger die Zeitebene auf den Monatschart des Rentenbarometers herunterbrechen – eine methodische Vorgehensweise, die wir Ihnen grundsätzlich ans Herz legen möchten. Wenn es noch eines Beweises für die Bedeutung der genannten Schlüsselmarke bei rund 123 bedurft hätte, der Monatschart liefert ihn. Schließlich definiert dieses Level die Nackenlinie eines potentiellen Doppeltopps (siehe Chart 5). Erschwerend kommt hinzu, dass die Erholung des abgelaufenen Jahres exakt im Dunstkreis der Glättungslinien der letzten 38 bzw. 90 Monate (akt. bei 127 23/32 bzw. 127 24/32) versandete und zudem ein negatives Schnittmuster der beiden Durchschnitte droht. Ein abgeschlossenes Doppeltopp rückt nicht nur den o. g. Basisaufwärtstrend – verstärkt durch die 200-Monats-Linie (akt. bei 119 10/32) in den Fokus, sondern hält langfristig auch ein Abschlagspotential von rund elf „big figures“ bereit.
 
 
  10 Year T-Note Future (Monthly)  
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Langfristige Bodenbildung
Im nächsten Schritt möchten wir auf die 2-jährige Rendite in den USA eingehen – einen Chart, der bereits im letzten Jahresausblick eine Schlüsselrolle gespielt hat. Vor rund einem Jahr sprang die Rendite über die Nackenzone aus den verschiedenen Hochpunkten der letzten Jahre zwischen 1,10 % und 1,21 %. Diese Entwicklung besaß eine ganz besondere Tragweite, denn damit wurde die untere Umkehr seit der Hochphase der Finanzmarktkrise vervollständigt (siehe Chart 6). Um die Nachhaltigkeit eines Ausbruchs zu validieren, kennt der Technische Analyst vor allem zwei Verfahren: Einmal eine Abweichung von mehr als 3 % von der entsprechenden Schlüsselmarke – in diesem Fall also einen mehr als 3%igen Anstieg über die Nackenzone der inversen Schulter-Kopf-Schulter-Formation – oder aber eine zusätzliche Bestätigung auf der Zeitachse. In diesem Kontext belegen drei Schlusskurse oberhalb der jeweiligen Schlüsselgröße die Validität des Ausbruchs. Da Anleger hinter beide Anforderungen eindeutig einen Haken setzen können, ist die 2-jährige Rendite wieder einen Schritt weiter als noch vor Jahresfrist.
 
 
  2-jährige Rendite USA (Quarterly)  
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2 %-Marke als Anlaufziel
Schließlich schlagen die Zinsen bereits Kapital aus der beschriebenen Bodenbildung und haben dabei das kalkulatorische Kursziel aus der Höhe der Bodenbildung von rund 2 % im Auge. Interessanterweise harmoniert dieses Anlaufziel sehr gut mit einem Fibonacci-Cluster aus der 61,8%-Korrektur des Zinsrückgangs von Juni 2008 bis September 2011 (1,99 %) sowie dem 38,2 %-Pendant des gesamten Renditerutsches seit Juni 2007 (2,06 %), so dass sich auf diesem Niveau ein nahezu idealtypisches Zielbündel ergibt. Wenn Investoren das Laufzeitband wieder etwas erhöhen und die 5-jährige Rendite in den USA auf den Prüfstand stellen, dann scheint das o. g. Argument der „drei Schlusskurse oberhalb des Ausbruchslevels“ das wichtigste Kriterium zu sein. Schließlich rang der Kursverlauf in den ersten drei Quartalen des vergangenen Jahres jeweils mit der Nackenzone des Ende 2016 vervollständigten Doppelbodens bei 1,88/1,84 %. Während 15 der letzten 18 Quartale seit Sommer 2013 hat sich die 5-jährige Rendite USA somit mit der Schlüsselzone bei rund 1,85 % auseinandergesetzt. Per Quartalsschlusskurs blieb ein Rückfall unter diese Demarkationslinie allerdings aus (siehe Chart 8).
 
 
  2-jährige Rendite USA (Quarterly)  
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Untere Umkehr – zum Zweiten
Die markanten Lunten sowie die dynamische Q4-Kerze sorgen vielmehr für ein zusätzliches Ausrufezeichen hinter unserem Szenario „einer abgeschlossenen unteren Umkehr“. Aus der Höhe der Bodenbildung seit 2011 ergibt sich nun ein rechnerisches Anschlusspotential von rund 100 bp, was im Umkehrschluss zu einem kalkulatorischen Kursziel von rund 2,90 % führt. Im Zusammenspiel mit dem 50%-Fibonacci-Retracement des letzten Zinsrutsches von Sommer 2007 bis Sommer 2012 (2,89 %) entsteht auf diesem Niveau ein wichtiges Zielcluster. Als Etappenziel auf dem Weg in diese Region können Anleger der Erholungshoch aus dem Jahr 2011 bei 2,42 % heranziehen. Der aktuelle Stimmungswandel lässt sich noch an einem weiteren Kriterium festmachen: Seit dem historischen Zinstief von 2012 (0,54 %) liegt eine Folge steigender Hoch- und steigender Tiefpunkte vor. Gemäß der Dow-Theorie handelt es sich dabei um die Basisanforderung für einen Aufwärtstrend. Mit anderen Worten: Eine der wichtigsten Trenddefinitionen überhaupt signalisiert inzwischen eine nachhaltige Trendwende. Deshalb möchten wir die These aus dem letztjährigen Jahresausblick, wonach die Zinsentwicklung im kurzfristigen Bereich Vorlaufcharakter für die Entwicklung bei der 10-jährigen Rendite in den USA besitzt, nochmals bekräftigen (Fortsetzung morgen).
 
 
  5-jährige Rendite USA (Quarterly)  
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