Alibaba: Der Handelsstreit bleibt eine große Gefahr

Alibaba steht derzeit nicht im Mittelpunkt des chinesisch-amerikanischen Handelsstreits. Diese Ehre gebührt einem anderen chinesischen Unternehmen. Allerdings kann sich auch Alibaba den negativen Auswirkungen der Handelsstreitigkeiten nicht für immer entziehen.
 

Christian Hendrik Knappe

In den vergangenen Wochen ist der Handelsstreit zwischen den USA und China eskaliert. Beide Seiten haben sich mit neuen Strafzöllen überzogen. Nun Gerät auch Huawei immer mehr in den Handelskonflikt. Nachdem die US-Regierung den nationalen Telekommunikationsnotstand ausgerufen und US-Unternehmen die Zusammenarbeit mit dem chinesischen Netzwerkausrüster und Handyhersteller ohne vorherige Sondergenehmigung untersagte, überdenken andere Unternehmen ihre Zusammenarbeit mit Huawei. Allen voran die Google-Muttergesellschaft Alphabet.
 
Während Huawei derzeit im Mittelpunkt des Handelsstreits zwischen den Weltmächten steht, fragen sich Anleger natürlich auch, welche Auswirkungen die Streitigkeiten auf andere chinesische Unternehmen haben. Bisher zeigte sich unter anderem Alibaba sehr robust. Dies haben die Zahlen zum vierten Quartal des Geschäftsjahres 2018/19 (Ende März) beim E-Commerce-Riesen verdeutlicht. Allerdings muss dies nicht so bleiben.
 
Bisher zeigten sich die chinesischen Konsumenten jedoch von den Turbulenzen rund um den Handelsstreit unbeeindruckt. Ihre Kauflaune bescherte Alibaba im März-Quartal laut Konzernangaben vom 15. Mai ein Umsatzplus im Vorjahresvergleich um 51 Prozent auf 93,5 Mrd. Yuan (umgerechnet 12,1 Mrd. Euro). Auch im gesamten abgelaufenen Geschäftsjahr lag das Plus bei 51 Prozent. Die Erlöse erreichten einen Wert in Höhe von 376,8 Mrd. Yuan. Das Unternehmen hatte zuvor einen Wert von 375 bis 383 Mrd. Yuan in Aussicht gestellt.
 
Alibaba profitierte erneut von einer gestiegenen Kundenzahl. Die Zahl der Kunden, die mindestens einmal im Jahr etwas auf seinen Plattformen kaufen, steigerte der Konzern auf 654 Millionen. Dabei kam dem Unternehmen die Verbreitung des mobilen Internets zugute. Außerdem konnte sich Alibaba stärker im ländlichen Raum etablieren. Auch relativ neue Bereiche wie das Cloud-Geschäft trugen zum Umsatzwachstum bei.
 
Dank der starken Dynamik bleibt das Management auch für das laufende Geschäftsjahr optimistisch. So sollen die Umsatzerlöse konzernweit auf über 500 Mrd. Yuan klettern, was einem Zuwachs von rund einem Drittel entsprechen würde. Angesichts der bereits erreichten Größe wäre dies ein beeindruckender Wert. Allerdings wird auch Alibaba den Folgen des Handelsstreits nicht entkommen können.
 
Auf den ersten Blick sollte der Konzern nicht allzu sehr unter den Folgen des Handelskonflikts leiden, da er nicht in den klassischen vom Export abhängigen Industriebranchen operiert. Allerdings will China in Zukunft insbesondere im Technologiebereich weltweit spitze sein, was den USA und den dort ansässigen Technologieriesen ein Dorn im Auge sein dürfte. Alibaba gehört nun einmal zur Führungsriege im Technologiesektor Chinas. Außerdem könnten sich die Konsumenten in der Heimat irgendwann verunsichert zeigen, wenn der Handelskonflikt sich weiter zuspitzen und sich negativ auf das Wirtschaftswachstum auswirken sollte.
 
Kurzfristig steht die Alibaba-Aktie womöglich auch durch die Altaba-Anteilsverkäufe unter Druck. Die Beteiligungsgesellschaft Altaba blieb nach der Fusion zwischen Yahoo und Verzion übrig und war zuletzt mit knapp 11 Prozent am chinesischen E-Commerce-Unternehmen beteiligt. Altaba plant jedoch, sämtliche Alibaba-Anteile abzustoßen. Allerdings kommt dieses Vorhaben nicht als Überraschung daher, so dass sich die Auswirkungen auf den Kurs der Alibaba-Aktie in Grenzen halten könnten. Der Handelsstreit könnte dagegen größeres Gewicht haben.
 
Spekulative Anleger, die steigende Kurse der Alibaba-Aktie erwarten, könnten mit einem klassischen Optionsschein Call der Deutschen Bank (WKN DS8A90, Laufzeit bis zum 18.03.2020) auf ein solches Szenario setzen. Der Hebel dieses Optionsscheins liegt derzeit bei 11,39. Wer aber als spekulativer Anleger eher short-orientiert ist, könnte mit einem klassischen Optionsschein Put der Deutschen Bank (WKN DS9XK8, aktueller Hebel 9,10; Laufzeit bis zum 18.03.2020) auf fallende Kurse der Alibaba-Aktie setzen.
 
Stand: 21.05.2019

Quelle

Unter X-markets vereint die Deutsche Bank sowohl die Entwicklung als auch den Handel von strukturierten Investment Produkten. Als ein Teil der Investmentbank, bietet X-markets institutionellen und privaten Investoren Zugang zu der weltweiten Investment-Expertise der Deutschen Bank.

Weitere Nachrichten
Deutsche Bank
Dies war der letzte Abend X-press. X-markets wünscht Ihnen Frohe Weihnachten und ein glückliches und erfolgreiches Jahr 2020. Mit der heutigen Ausgabe endet zwar diese Newsletter-Reihe, doch an d ...
20.12.2019 09:00
Das britische Pfund konnte gegenüber dem Euro in den zurückliegenden Monaten weiter aufwerten und erreichte zwischenzeitlich den höchsten Kursstand seit mehr als drei Jahren. Grund für die neuen T ...
20.12.2019 08:45
DAX am Vortag: 13.211,96 -10,20 / -0,08% (Tagesveränderung in Pkt. / %)   Mit der heutigen Ausgabe endet zwar diese Newsletter-Reihe, doch an den Märkten ist deshalb noch lange nicht Schlu ...