24.08.2018 07:00
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Zinsen weekly: Renditen treten weiter auf der Stelle, bedingt durch zahlreiche Quellen der Verunsicherung

Der S&P 500 hat gerade auf der Basis der guten Unternehmensergebnisse einen neuen Höchststand erreicht, aber die zehnjährigen US-Renditen bewegen sich kaum vom Fleck. Auch die Pendants aus Deutschland sind kaum gestiegen und rentieren derzeit bei 0,34%. Aus makroökonomischen Sicht ist die geringe Dynamik am Rentenmarkt nachvollziehbar. Offensichtlich schreckt die Investoren die von der Türkei-Krise ausgehende Unsicherheit. Dazu kommen die Äußerungen von US-Präsident Donald Trump, in denen er den Fed-Chef kritisiert und letztlich fordert, dass die Zinsen nicht weiter angehoben werden sollten. Über allem schwebt außerdem noch der Handelskrieg mit China. Von den derzeit stattfindenden Gesprächen erwarten wir keine ernsthaften Fortschritte, zumal die USA quasi während der Gespräche Zölle von 25 % auf weitere Importe aus China im Volumen von 16 Mrd. US-Dollar umgesetzt hat. Bemerkenswert ist, dass in dem gestern (22.08.) veröffentlichten Fed-Sitzungsprotokoll vom Juli eindringlich vor den Risiken einer weiteren Eskalation des Handelskonfliktes gewarnt wird. Während die Fed grundsätzlich gewillt scheint, den stetigen Zinsanhebungspfad weiterzugehen, könnte die Handelspolitik bei negativen Auswirkungen auf die Konjunktur zum Anlass genommen werden, das Tempo bei den Zinsanhebungen zu drosseln. Verunsicherung geht im Übrigen auch von der Aussage des ehemaligen Trump-Anwalts Michael Cohen aus, er habe auf Weisung des damaligen Präsidentschaftskandidaten Schweigegelder gezahlt. Viele Beobachter sehen dadurch die Wahrscheinlichkeit steigen, dass es nach den Zwischenwahlen in elf Wochen doch noch zu einem Amtsenthebungsverfahren kommen könnte. In diesem Umfeld hat sich die US-Zinsstruktur weiter verflacht: Die Differenz zwischen zehnjährigen und zweijährigen Renditen liegt nur noch bei 20 Basispunkten. Damit nähert man sich dem Zustand einer Inversion der Zinsstruktur, die in den vergangenen 40 Jahren ein besorgniserregend zuverlässiges Signal dafür war, dass es innerhalb der nächsten 12 bis 24 Monate zu einer Rezession kommt. Während die Zinsstruktur bei den Bunds wesentlich steiler ist (0,97 %), haben sich die zehnjährigen Renditen auch kaum bewegt. Die italienischen Anleiherenditen sind hingegen aus Risikogründen (siehe Kommentar) gestiegen.

Neben den Urteilen gegen ehemalige Trump-Mitarbeiter, den Handelsgesprächen zwischen den USA und China und der Auswertung des Fed-Sitzungsprotokolls werden Investoren vor allem lauschen, was die wichtigsten Notenbanker bei ihrem Treffen in Jackson Hole (23.08. – 25.08.) zu verlautbaren haben. Fed-Präsident Powell dürfte bei seiner Rede am Freitag die Erwartung bestätigen, dass es in diesem Jahr noch zwei Zinsschritte geben wird. Betont werden dürften die Risiken des Protektionismus, aber auch die Gefahren der höheren Zinsen und des stärkeren Dollar für die Schwellenländer. In diesem Zusammenhang dürfte auch die Türkei-Krise, die von der türkischen Regierung in Frage gestellte Unabhängigkeit der Zentralbank sowie die Ratingherabstufungen von Moody’s und S&P zum Thema werden, zumal die Lage in der Türkei weiterhin sehr angespannt ist.

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