Zölle und Arbeitsmarkt belasten Aktienkurse

US-Arbeitsmarktbericht enttäuscht


Die globalen Finanzmärkte reagierten am Freitag empfindlich auf enttäuschende Arbeitsmarktdaten aus den USA und die jüngst verhängten Strafzölle Washingtons. Der S&P 500 büßte 1,6 % ein, während der DAX sogar um 2,7 % nachgab. Auch auf der Rentenseite zeigten sich deutliche Bewegungen: Die Rendite zweijähriger US-Staatsanleihen sank um über 20 Bp auf 3,70 %. Der Dollar verlor außerdem an Wert gegenüber dem Euro, der wieder deutlich über die Marke von 1,15 USD kletterte. Der jüngste Arbeitsmarktbericht offenbarte ernüchternde Zahlen: Im Juli wurden lediglich 73.000 neue Stellen geschaffen, erheblich weniger als erwartet. Zudem wurden die Beschäftigungszahlen der beiden Vormonate um insgesamt 258.000 nach unten korrigiert, wodurch sich der Eindruck einer sich eintrübenden Arbeitsmarktlage weiter verstärkte. Parallel dazu stieg die Arbeitslosenquote auf 4,2 %. Beobachter werten dies als klares Anzeichen für eine Abkühlung, die in erster Linie auf die Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump zurückzuführen sein dürfte. Die jüngst verhängten Zölle - darunter 39 % auf Schweizer Produkte - belasten nicht nur den internationalen Handel, sondern zunehmend auch die heimische Wirtschaft. Die US-Notenbank Fed steht vor einer diffizilen Aufgabe. Während die schwachen Konjunkturdaten den geldpolitischen Tauben rund um Gouverneur Christopher Waller Auftrieb verleihen, bleibt die Inflation durch die Zollpolitik ein nicht zu unterschätzendes Risiko. Die neuesten Arbeitsmarktzahlen dürften den Druck auf die Fed erhöhen, eine baldige Zinssenkung zu beschließen, gleichzeitig aber die Spannungen zwischen der Zentralbank und dem Weißen Haus weiter befeuern. Trump, der wiederholt einen Kurswechsel der Notenbank forderte, dürfte nach der nach den schwachen Arbeitsmarktdaten kaum zu besänftigen sein.

Trump erhöht Druck auf die Fed


US-Präsident Donald Trump nutzt die jüngsten Entwicklungen, um seinen Einfluss auf die Zentralbank auszuweiten. Nachdem die Fed-Gouverneurin Adriana Kugler am Freitag überraschend ihren Rücktritt ankündigte, will Trump die Gelegenheit nutzen, einen Nachfolger zu ernennen, der einer expansiveren Geldpolitik zugeneigt ist. Zudem entließ Trump Erika McEntarfer, die Leiterin des Büros für Arbeitsmarktstatistiken, nur wenige Stunden nach Veröffentlichung der schwachen Arbeitsmarktdaten. Die Entlassung McEntarfers, deren Arbeit parteiübergreifend geschätzt wurde, stieß auf scharfe Kritik. Der ehemalige Leiter des Statistikamts, William Beach, bezeichnete die Entscheidung als "unhaltbar" und verteidigte die hohe Qualität der US-Arbeitsmarktzahlen. Der Schritt Trumps verstärkt jedoch zunehmend den Eindruck, dass unabhängig agierende Institutionen durch die politische Agenda des Weißen Hauses immer mehr unter Druck geraten.

US-Arbeitsmarkt im Fokus


Heute steht vorrangig der US-amerikanische Arbeitsmarkt auf der Agenda. Im Konsens rechnen die Prognostiker damit, dass die US-Wirtschaft im Juli gerade einmal 110.000 Stellen neu besetzt hat (Beschäftigungsveränderung ohne den Agrarsektor). Dies würde den niedrigsten Wert im laufenden Jahr markieren. Gleichzeitig könnte sich die Arbeitslosenquote im Juli leicht von 4,1 % auf 4,2 % erhöhen. Der US-Arbeitsmarkt präsentiert sich somit in Summe trotz zeitweiliger Schwächesignale widerstandsfähig. Aus volkswirtschaftlicher Sicht besteht für die US-Währungshüter somit kein Handlungsdruck, mit baldigen Zinssenkungen die Konjunktur zu stützen. Zudem dürfte sich die Stimmung in der US-Industrie im Juli aufgehellt haben. Unseren Prognosen zufolge könnte der Einkaufsmanagerindex ISM den kontraktiven Bereich bei 49 Zählern verlassen und bei einem Juli-Stand von 52 Punkten in den expansiven Bereich bewegen.

Inflation im Euroraum stabil bei 2 %


Die Inflation im Euroraum blieb im Juli stabil bei 2 %, wobei die Kerninflation, die Energie- und Lebensmittelpreise ausklammert, leicht auf 2,3 % stieg. Ökonomen hatten zuvor mit einem Rückgang der Gesamtinflation auf 1,9 % gerechnet. Die EZB zeigte sich angesichts der weitgehend stabilen Zahlen abwartend. "Wir befinden uns an einem Punkt, an dem es klug ist, abzuwarten", sagte der irische Zentralbankchef Gabriel Makhlouf. Wir rechnen mit einem finalen Lockerungsschritt der EZB im späteren Jahresverlauf, insbesondere wenn sich die Wachstumsbelastungen im Euroraum verstärken.

Märkte erwarten US-Zinssenkungen


Asiatische Aktien und US-Börsenfutures haben heute Morgen leicht zugelegt, gestützt durch Spekulationen über bevorstehende Zinssenkungen der US-Notenbank. Der MSCI Asia Pacific Index stieg um 0,1 %. Die Futures des S&P 500 und des Nasdaq 100 notierten 0,4 % höher.


Wichtige Hinweise


Diese Publikation richtet sich ausschließlich an Empfänger in der EU, Schweiz und Liechtenstein. Diese Publikation wird von der LBBW nicht an Personen in den USA vertrieben und die LBBW beabsichtigt nicht, Personen in den USA anzusprechen.

Aufsichtsbehörden der LBBW: Europäische Zentralbank (EZB), Sonnemannstraße 22, 60314 Frankfurt am Main und Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), Graurheindorfer Str. 108, 53117 Bonn / Marie-Curie-Str. 24-28, 60439 Frankfurt.

Diese Publikation beruht auf von uns nicht überprüfbaren, allgemein zugänglichen Quellen, die wir für zuverlässig halten, für deren Richtigkeit und Vollständigkeit wir jedoch keine Gewähr übernehmen können. Sie gibt unsere unverbindliche Auffassung über den Markt und die Produkte zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses wieder, ungeachtet etwaiger Eigenbestände in diesen Produkten. Diese Publikation ersetzt nicht die persönliche Beratung. Sie dient nur zu Informationszwecken und gilt nicht als Angebot oder Aufforderung zum Kauf oder Verkauf. Für weitere zeitnähere Informationen über konkrete Anlagemöglichkeiten und zum Zwecke einer individuellen Anlageberatung wenden Sie sich bitte an Ihre Anlageberaterin oder -berater. Wir behalten uns vor, unsere hier geäußerte Meinung jederzeit und ohne Vorankündigung zu ändern.

Wir behalten uns des Weiteren vor, ohne weitere Vorankündigung Aktualisierungen dieser Information nicht vorzunehmen oder völlig einzustellen. Die in dieser Ausarbeitung abgebildeten oder beschriebenen früheren Wertentwicklungen, Simulationen oder Prognosen stellen keinen verlässlichen Indikator für die künftige Wertentwicklung dar.

Herausgeber


Landesbank Baden-Württemberg
Am Hauptbahnhof 2
70173 Stuttgart

Weitere Nachrichten
Landesbank Baden-Württemberg
Werbung der Landesbank Baden-Württemberg Ausgewählte LBBW Aktien-/Index-AnleihenIm Hinblick auf unsere Umsätze der letzten sieben Tage haben wir für Sie eine Auswahl an Aktien-/Index-Anleihen zus ...
HEUTE | 06:40
Werbung der Landesbank Baden-Württemberg Zertifikate aktuell - Im BlickpunktDer DAX® verzeichnete im ersten Halbjahr 2025 eine überdurchschnittliche Entwicklung. Einige Faktoren sprechen jedoch d ...
01.08.2025 10:00
Werbung der Landesbank Baden-Württemberg Zertifikate aktuell - TopthemaBanken erzielten seit Jahresbeginn bislang den höchsten Wertzuwachs unter den verschiedenen Wirtschaftssektoren Europas. Nac ...