Zuverlässige Ausnahme: Amadeus FiRe schüttet wieder alles aus
Allzu hohe Ausschüttungsquoten sind für uns Income-Investoren ja oft ein Warnsignal. Wer von dem, was an Geld reinkommt, nichts zurücklegt, wird im Notfall nicht mal ein kleines Ertragsloch stopfen können, sondern die Dividende notgedrungen kürzen müssen. Obendrein bleibt nichts mehr übrig, um in neue Produkte und Märkte zu investieren – und irgendwann ist ein finanziell ausgezehrtes Unternehmen schlichtweg nicht mehr wettbewerbsfähig. Doch keine Regel ohne Ausnahme.
Vollausschüttung nur für wenige Geschäftsmodelle unschädlich
Nicht jedes Geschäftsmodell muss mit immer neuem Geld gedüngt werden. Paradebeispiel dafür ist Amadeus FiRe: Der Personaldienstleister braucht weder Werkshallen noch Forschungslabore, sondern nur einen Haufen Computer, ein paar gemietete Büros und vor allem gute Leute zum Vermitteln – und die tragen sich selbst. Wozu also im Unternehmen mehr Geld horten als nötig!?
Amadeus FiRe konnte sogar 2008/09 anheben
Folgerichtig kehren die auf kaufmännische Fach- und Führungskräfte fokussierten Experten für Human Resources traditionell den kompletten Gewinn an die Anteilseigner aus. Bemerkenswert dabei: Obwohl der Arbeitsmarkt zyklischen Schwankungen unterliegt, hat die derzeit 400 Mio. Euro schwere SDAX-Firma in den letzten 13 Jahren elfmal die Dividende erhöht – sogar inmitten der Finanzkrise 2008/09. Nur 2014 gab es einen kleinen Wackler. Damals wurde die Ausschüttung von 2,95 auf 2,83 Euro gesenkt. Das jedoch war schnell vergessen, denn ein Jahr später setzte Amadeus mit 3,37 Euro schon wieder eine neue Bestmarke.
Dieses Jahr im Mai sollen – wie heute verkündet wurde – 3,66 Euro je Aktie zur Auszahlung kommen. Zwar konnte das Papier, auf das wir auch in „Cool bleiben und Dividenden kassieren“ hingewiesen hatten, gegenüber den Tiefs vom letzten Sommer inzwischen gut 40% zulegen. Bei Kursen um 77,00 Euro errechnet sich aber noch immer eine Dividendenrendite von 4,8%. Der steht, wie bei den meisten Rendite-Rennern, eine eher maue Dynamik gegenüber: Im Schnitt der letzten fünf Jahre ist die Ausschüttung um gerade einmal 5% p.a. geklettert.
Spezialität für Abstauber
Dennoch ist Amadeus FiRe eine reizvolle Spezialität abseits des klassischen DividendenAdels – für Anleger, die schon über eine breite Depot-Basis verfügen. Aufgrund der mageren Börsenumsätze von durchschnittlich nicht einmal einer halben Million Euro pro Tag neigt die Aktie allerdings zu relativ starken Ausschlägen. Auch die Geld/Brief-Spanne ist oft nicht von schlechten Eltern. In so einer Situation arbeiten wir gerne mit Abstauber-Limiten, wobei man sich hier knapp oberhalb der Februar-Tiefs (also zwischen 70,00 und 72,00 Euro) auf die Lauer legen kann.
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