Risikoloser Zins oder doch eher zinsloses Risiko? |
Untere Zinswenden gehen selten dynamisch vonstatten, sondern benötigen regelmäßig vor allem Eines: viel Zeit! Diese These war in den vergangenen Jahren ein „treuer Weggefährte“ unserer Jahresausblicke auf der Rentenseite. Der Anleihemarkt ist darüber hinaus das Paradebeispiel schlechthin, dass Anleger mit dem Laufenlassen von Trends oftmals gute Ergebnisse erzielen können. Im Sinne des klassischen „the trend is your friend“ ist der Fortbestand eines etablierten Trends das wahrscheinlichste Szenario, und alles andere stellt lediglich einen Nebenkriegsschauplatz dar. Als Beweis für diese These können negative Renditen im Laufzeitband bis neun Jahre oder auch das Renditetief von 5 BP bei 10-jährigen deutschen Staatsanleihen herangezogen werden (siehe Chart 1). Im Jahresausblick setzen wir uns vor allem mit der Frage auseinander, ob in 2016 möglicherweise alles anders wird, und ein Umdenken erforderlich ist. Schließlich hat es die US-Notenbank tatsächlich getan: Zum ersten Mal seit Juni 2006 hat die FED die Zinsen erhöht und damit den seit sieben Jahren bestehenden Pfad der „quasi Nullzinspolitik“ verlassen. Kommt der Zinsentwicklung in den USA deshalb eine Vorreiterfunktion für den gesamten Rentenmarkt zu? |
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10-jährige Rendite D (Weekly)
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Kleine Kerzenkörper – markante Dochte |
„Die meisten Menschen überschätzen, was kurzfristig erreichbar ist und unterschätzen, was langfristig möglich ist!“ Dieses Zitat, welches André Kostolany zugeschrieben wird, kommt letztlich einem Plädoyer gleich, sich zur Beantwortung der oben gestellten Frage bzw. als Investor ganz grundsätzlich von Zeit zu Zeit mit sehr hohen Zeitebenen auseinanderzusetzen. Eine bessere Gelegenheit dazu, als den Jahreswechsel kann es praktisch nicht geben. Wir sind der tiefen Überzeugung, dass langfristige Kursverläufe – beispielsweise auf Quartals- oder gar Jahresbasis – oftmals interessante Details zu Tage fördern. Anleger, die indes nur auf das hektische „auf und ab“ des Tagescharts oder möglicherweise auf noch niedrigere Zeithorizonte fokussiert sind, drohen das „große Bild“ aus den Augen zu verlieren. Ein gutes Beispiel liefern aktuell die langfristigen US-Zinscharts. Exemplarisch möchten wir den Halbjahreschart des US-T-Note-Future herausgreifen, der für die letzten drei 6-Monats-Perioden jeweils Kerzen mit kleinen Körpern und markanten Dochten ausweist (siehe Chart 2). Per Saldo wird damit sowohl die Hürde in Form der 130er-Marke als auch in Form des seit dem Jahr 2012 bestehenden Korrekturtrends (akt. bei 130 01/32) bestätigt. |
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US-T-Note-Future (Semi-annually)
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„inside quarters“ warnen vor Kursrückgängen |
Mit anderen Worten: Aufgrund der jüngsten Candlestickmuster dürfte ein erneuter Ausbruch auf der Oberseite bzw. ein Anlauf auf den historischen Hochstand bei 135 29/32 ein schwieriges Unterfangen werden. In die gleiche Kerbe schlägt der Quartalschart des US-Rentenbarometers, der seit fünf Quartalen auf der Stelle tritt (siehe Chart 3). Da die Handelsspannen der letzten beiden Quartale zudem innerhalb des Pendants vom 2. Quartal 2015 verblieben („inside quarters“), entweicht das Aufwärtsmomentum mehr und mehr. Alles in allem ist dies nicht gerade die beste Ausgangslage für einen Ausbruch auf der Oberseite. Vielmehr sollten Anleger die Marke von 125 beachten, denn ein Abgleiten unter dieses Level würde zum einen die zuletzt beschriebenen „Innenstäbe“ und zum anderen, die im Halbjahreschart vorliegenden „shooting stars“ nach unten auflösen. Als Konsequenz einer negativen Weichenstellung sollten Anleger ein Wiedersehen mit den Jahrestiefs von 2013 und 2014 bei 122 25/32 bzw. 122 23/32 einkalkulieren. Muss der US-T-Note-Future auch diese Unterstützungen in Form des angeführten „tweezer bottom“ preisgegeben, schwillt die Gefahr einer großen Toppbildung deutlich an. Die Kombination aus dem Basisaufwärtstrend seit dem Ende der 1980er-Jahre und der 200-Monats-Linie (auf Monatsbasis akt. bei 116 15/32 bzw. 115 31/32) definiert dann den nächsten markanten Rückzugsbereich. |
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US-T-Note-Future (Monthly)
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Trendkanal von höchster Relevanz |
Traditionell werfen wir an dieser Stelle auch einen Blick auf den Kursverlauf des US-T-Bond-Future, welchen wir seit Jahren als „Mutter aller Aufwärtstrendkanäle“ bezeichnen. Seit Ende der 1980er Jahre hat der zugrundeliegende Haussetrendkanal auf der Unterseite immer wieder als Unterstützung fungiert. Auf dem Weg nach Norden diente dagegen die obere Kanalbegrenzung vielfach als ein limitierender Faktor (siehe Chart 4), weshalb der o. g. Titel mehr als zu Recht vergeben wurde. Auch im Jahr 2015 kam es mehrfach zu einem Test der Parallelen (akt. bei 158 08/32) zum Basisaufwärtstrend. Wie bei den letzten Anläufen erwies sich der Anstieg über die Trendkanalbegrenzung lediglich als temporäres Phänomen. Deshalb sehen wir für das gerade begonnene Jahr nur ein äußerst limitiertes Aufwärtspotential. Vielmehr müssen sich Anleger des bestehenden Verkaufssignals seitens des Monats-Stochastik bewusst sein. Noch stärker in den Vordergrund möchten wir die Konstellation beim MACD rücken. Während der Trendfolger weiterhin auf historischen Hochständen notiert, etabliert sich mehr und mehr eine divergente Entwicklung, indem neue Verlaufshochs (166 27/32) nicht mehr durch entsprechende Indikatorenpendants bestätigt werden. |
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US T-Bond-Future (Monthly)
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Größerer Bewegungsimpuls vor der Tür? |
Da sich eine solche Divergenz oftmals in der Spätphase eines Aufwärtsimpulses ausbildet, nimmt der Reifegrad der Hausse am amerikanischen Rentenmarkt deutlich zu. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass die Körper der letzten fünf Monatskerzen allesamt im Dunstkreis der Marke von rund 156 ausgeprägt wurden. Aus dieser Bewegungsarmut leiten wir einen dynamischen Abwärtsimpuls für den Fall ab, dass das Novembertief bei 151 12/32 unterschritten wird. Möglicherweise begünstigt noch ein weiteres Argument eine größere Bewegung. Auf Tagesbasis liegen alle von uns betrachteten Glättungslinien – konkret, die der letzten 38, 90 und 200 Tage – ungewöhnlich dicht zusammen. In der Vergangenheit folgte diesem technischen Phänomen oftmals ein neuer Trendimpuls. Das negative Schnittmuster zwischen der 38-Tages-Linie und dem 200-Perioden-Pendant (akt. bei 155 10/32 bzw. 155 29/32) liefert dabei ein Indiz dafür, dass Anleger diesen eher nach unten erwarten sollten. Vor dem o. g. Verkaufstrigger auf Monatsbasis bei 151 12/32 würde bereits der Bruch des Haussetrends seit Januar 2014 (akt. bei 153 17/32) einen entsprechenden Hinweis liefern, denn zusammen mit dem Korrekturtrend seit dem historischen Allzeithoch (166 27/32) entsteht ein klassisches Dreieck (siehe Chart 5). |
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US-T-Bond-Future (Monthly)
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Kleine S-K-S, große S-K-S? |
Im nächsten Schritt wollen wir uns dem Kursverlauf der 10-jährigen Rendite in den USA zuwenden, den wir als einen der wesentlichen Seismographen für die Entwicklung an den internationalen Rentenmärkten im Jahr 2016 ansehen. Die bereits im Vorjahr gestellte Gretchenfrage: „Kleine Schulter-Kopf-Schulter, große Schulter-Kopf-Schulter?“ drängt sich mittlerweile immer stärker auf. Doch der Reihe nach: Die kleine untere Umkehr aus dem Jahr 2013 ist übergeordnet betrachtet möglicherweise Teil einer größeren Bodenbildung, die durch die Renditetiefs bei 2,04 %, 1,38 % und 1,64 % definiert wird (siehe Chart 6). In diesem Zusammenhang war der Renditerutsch vom Jahresauftakt 2015 wichtig. Schließlich fungiert das entsprechende Zinstief bei 1,64 % im Rahmen des laufenden Umkehrprozesses als „rechte Schulter“. Dem Kreuzwiderstand aus den horizontalen Barrieren zwischen 2,33 % und 2,47 % (diverse Hoch- und Tiefpunkte) und dem steilen Abwärtstrend seit Juni 2007 (akt. bei 2,37 %) kommt dabei eine Schlüsselrolle zu. Schließlich würde ein nachhaltiger Sprung über die angeführten Hürden dem Szenario „der laufenden unteren Umkehr“ Nachdruck verleihen. |
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10-jährige Rendite USA (Semi-annually)
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