Volkswirtschaft: Griechenland auf dem Weg zum dritten Hilfsprogramm
Bundestag erteilt Verhandlungsmandat, EZB und EFSM stellen weitere Gelder zur Verfügung.
Nachdem der Weg zu Verhandlungen über ein drittes Hilfsprogramm von griechischer Seite in der Nacht auf den 16. Juli mit der Zustimmung des Parlaments zum Spar- und Reformprogramm freigegeben wurde, sind nun weitere Hürden genommen worden. Der Deutsche Bundestag hat am 17. Juli der Bundesregierung ein Mandat für die Aufnahme von Verhandlungen über ein drittes Hilfsprogramm erteilt. Nach Abschluss der Verhandlungen wird der Bundestag erneut abstimmen. Auch die Zwischenfinanzierung für Griechenland scheint gelöst: Der EFSM (Europäischer Finanzstabilisierungsmechanismus) wird Griechenland 7 Mrd. Euro zur Verfügung stellen, womit auch die an die EZB fällige Kreditrückzahlung von 3,5 Mrd. Euro am 20. Juli wird geleistet werden können. Daraufhin hat die EZB entschieden, die Notfallliquidität (ELA) für Griechenland um 900 Mio. Euro anzuheben. Die griechischen Banken können demnach am Montag, den 20. Juli wieder öffnen, die Geldabhebungen bleiben aber noch begrenzt.
Druck von Seiten der Gläubiger bleibt hoch.
Parallel dazu startet die Umsetzung der am 13. Juli vereinbarten weiteren Maßnahmen. Hierzu gehört beispielsweise die Gründung des Treuhandfonds im Umfang von 50 Mrd. EUR, der eine zügigere Privatisierung griechischer Staatsbetriebe ermöglichen soll. Von diesem kann wohl auch ein Viertel der Erlöse für Investitionen in Griechenland zur konjunkturellen Stimulierung eingesetzt werden. Bei all dem bleibt die strenge Aufsicht über die griechische Wirtschafts- und Finanzpolitik durch EZB, EU und IWF bestehen. Die Durchsetzung der Gläubigerforderungen soll auch dadurch gesichert werden, dass das deutsche Finanzministerium den Vorschlag „Grexit auf Zeit“ in das Verhandlungsergebnis eingebracht hat. Dies bringt zum Ausdruck, dass sich die deutsche Regierung – wie mittlerweile viele andere Regierungen – auch mit einem Ausscheiden Griechenlands aus dem Euro abfinden könnte.
Ist der Grexit nun vom Tisch?
Die Wahrscheinlichkeit für das Grexit-Szenario liegt nunmehr deutlich unterhalb der 50 %-Marke. Allerdings sind die Würfel noch nicht gefallen. Die Zustimmung der Parlamente in einigen anderen Mitgliedsländern der Europäischen Währungsunion im Lauf dieser Woche zur Aufnahme der Verhandlungen über das dritte Hilfspaket ist alles andere als sicher. Zudem könnte die Regierung Tsipras weiterhin auseinanderbrechen – was ihr von Anfang an vorausgesagt worden war angesichts der Unvereinbarkeit ihrer Wahlversprechen mit der Realität in der Währungsunion. Schließlich dürfte das größte Risiko eines Grexit im Lauf der kommenden Monate darin bestehen, dass Griechenland daran scheitert, die geforderten und nun vom Parlament verabschiedeten Spar- und Reformmaßnahmen tatsächlich umzusetzen.
Folgen für Finanzmärkte und für Geldanlagen in Wertpapieren.
Die Märkte wollen das Thema Griechenland langsam abhaken. Die europäischen Aktienmärkte konnten die zuletzt verbuchten deutlichen Kursgewinne halten. Dies gilt auch für die Rentenmärkte der Peripherieländer. Die Kurse von deutschen Bundesanleihen bleiben fast unverändert. Gerade die Rentenmärkte dürften sich nun – zumindest vorübergehend – den lange vernachlässigten anderen Themen zuwendet. Dies ist insbesondere die sich anbahnende Zinswende in den USA. Insgesamt bleibt es dabei, dass die Anleger sich noch eine Weile auf erhöhte Schwankungen an den Finanzmärkten einstellen müssen. Erst im weiteren Jahresverlauf werden sich die Märkte beruhigen. Dann wird sich der Aufwärtstrend an den Aktienmärkten wieder verfestigen. Für die Rentenmärkte erwarten wir leichte Renditeanstiege. Ein breit gestreutes und gut diversifiziertes Portfolio sollte nur kurzzeitig negativ betroffen sein. Somit bleiben wir weiterhin bei unserer Einschätzung, dass keine Neuausrichtung der privaten Anlegerportfolios erforderlich ist.
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